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Dead Hearts

Bitter Verses

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Als im letzten Jahr die Debüt-EP "No Love No Hope" von den Dead Hearts über Reflections Records veröffentlicht wurde, kam das für mich einer Offenbarung gleich: Selten zuvor hatte mich eine Hardcore-Band mit ihrer Intensität so gnadenlos gefangen genommen wie diese fünf Amerikaner.
Was dazu führte, dass die vakante Position nach dem Ableben von Give Up The Ghost plötzlich wieder besetzt schien: Hier hauchte eine junge Band dem Genre frisches Leben ein. Wobei man weder musikalisch noch inhaltlich den Eindruck machte, angestrengt nach neuen Ufern Ausschau zu halten. Dennoch traf jeder einzelne Song mitten Herz. Weil er genau von dort kam. Nun also der erste Longplayer, welcher musikalisch eine deutliche Fortentwicklung erkennen lässt. Dem rauhen Hardcore in der Art von American Nightmare fügt man auf "Bitter Verses" besonders in der Gitarrenarbeit eine etwas harmonischere Komponente hinzu, die der von Bane nicht unähnlich ist. Was keineswegs in glattgebügelten Singalongs mündet. Stattdessen verleiht diese Tatsache dem Material zusätzlich Stärke: Die verzweifelte Hingabe, mit welcher Derek Dole seinen Texten zwischen Lärm und Melodie Gehör zu schaffen versucht, bleibt ohne Vergleiche. Was bei dieser Band direkt mit den Inhalten zusammen hängt. Wo man auf der EP noch die Unbarmherzigkeit des anonymisierten Lebens in der Großstadt thematisierte, bohrt das textliche Konzept auf "Bitter Verses" noch viel tiefer in den betroffenen Persönlichkeiten - in diesem Fall der von Gitarrist Jeremy Smith. Welcher in den 14 Tracks anhand der Beschreibung einer einzigen Nacht den Teufelskreis seiner Arbeit in der Nachtschicht charakterisiert: Vom Opener "Somnium/Dusk" bis zum Sonnenaufgang in "Dawn" werden Schlaflosigkeit, soziale Isolation und das Leben in Dunkelheit in Form von zweiminütigen Hardcore-Eruptionen verarbeitet. Ein Seelenstriptease, der betroffen macht. Auf einem Album, welches wie schon der Vorgänger eine Sonderstellung in dem Veröffentlichungswahnsinn dieser Szene einnimmt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 32:29 / Hardcore

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