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Dosh

The Lost Take

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Eigentlich ist Martin Dosh Keyboarder und Schlagzeuger in der Anticon-Formation Fog. Die überschüssige Kreativität des in Minneapolis lebenden Ausnahmekünstlers mündet nun aber bereits zum dritten Mal in einem Soloalbum. Und es wird dabei nicht gerade leichter, Zugang zu der Welt von Dosh zu finden.
Obwohl es sich bei "The Lost Take" keinesfalls um ein Sammelsurium unveröffentlichter Stücke handelt (wie man anhand des Titels vielleicht annehmen könnte). Stattdessen haben wir es mit einem regulären neuen Album zu tun. Für welches sich der Protagonist einen besonderen Wunsch erfüllte: Die zwölf Stücke entstanden weniger im Copy & Paste-Verfahren. Diesmal wurden stattdessen eine ganze Reihe Musiker (z.B. ein Saxophonist, Clarinettenspieler und Bassist) ausgewählt, welche die von Dosh entworfenen Basic-Tracks veredelten. Seine Aufgabe lag neben den kompositorischen Grundzügen vor allem in der Programmierung. Wobei auch die Gitarrenarbeit seiner Fender Rhodes immer wieder zu hören ist. Vieles auf "The Lost Take" klingt dabei zunächst atonal; einiges bleibt auch nach mehrmaligem Hören so. Genau hieraus schöpft das Material aber seinen Reiz: Reichlich einzigartig nämlich werden hier von dem studierten Jazzer analoge, organische Klänge mit Elektronika verquickt. Ein wenig Notwist (respektive das experimentellere Schaffen von Console) kommen einem bei der Konfrontation mit den beinahe ausschließlich instrumentalen, sehr atmosphärischen Produktionen ebenso in den Sinn wie beispielsweise die Musik der Boards Of Canada. Das schöne auch hier: Trotz komplexer Rhythmik, verschrobenem Songwriting und ungewöhnlicher Instrumentierung finden sich auf "The Lost Take" immer wieder feine, atmosphärische Töne. Fazit: Hier wurde unkonventionelle Musik gezaubert, die sich - wie so häufig in solchen Fällen - direkt bei der Improvisationswut des Jazz zu bedienen scheint. Da mutet es fast wie ein Zugeständnis an, wenn diesmal sogar hier und da auch die Stimme von Martin Dosh zu erkennen ist.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 40:33 / Postrock

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