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Dan Sartain

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Dan Sartain ist chronisch pleite, wuchs in einer Kleinstadt in Alabama auf, spielt Tex-Mex, Rock und Rythm & Blues und hat ein wunderschönes Label, das ihm eine namenlose britische Musikzeitschrift verliehen hat: "Post-Punk Johnny Cash".
Das ist natürlich Blödsinn. Mit Post-Punk hat Dan Sartain herzlich wenig zu tun. Musikalisch nicht, vom Dress Code noch viel weniger. Sein klappriger Körper dürfte mit solch einer Last auch ziemlich überfordert sein. Live ähnelt der dürre Sartain eher einem kettenrauchenden Chuck Berry. Aber es soll nicht um Äußerlichkeiten gehen, auch wenn die bei Sartain zur Selbstinszenierung dazugehören. Auf dem Cover pustet sich Sartain das Hirn raus, auf Konserve ist der Mann aber auch nicht viel lebensfreudiger. "When you see your friends tonight / well, tell em' that i die tonight" singt der chronisch unterernährte und stets ohne Bargeld durch die Welt reisende Musiker. Und er tut gut daran. Diese Form des Nihilismus ist möglicherweise nicht neu, aber effektiv. Wenn man einem Menschen glauben sollte, dass er sich das Hirn ohne weiteres aus dem Schädel schießt, dann Sartain (und vielleicht noch Hunter S. Thompson, der das allerdings schon hinter sich hat). Musikalisch macht er ohnehin alles klar. "Love is Back", der Abschluss dieses wunderbaren Albums, fügt Glockenspiel, Surf-Musik und Tex-Mex-Geplänkel zusammen, "Drama Queen" ist ein schepperndes Rock'n Roll Exemplar, das aus den Sümpfen Alabamas gezogen wurde und noch vor schmutziger Historie trieft und tropft. Das Zweitwerk des Amerikaners ist ein Exempel, ein Statement, das die Zeitlosigkeit preist. Alles hier hätte, schon allein wegen seiner rustikalen Produktion, in den 60ern Sinn gemacht. Da war Sartain nur leider noch nicht geboren, sonst hätte er heute in den Geschichtsbüchern ein eigenes Kapitel. "Gun vs. Knife" ist ein gnadenloses Punkstück, im Hintergrund scheppert das Schlagzeug stoisch, aber unaufhaltsam. Und Sartain rotzt und brettert Riffs durch den geliehenen Amp, als müsste er tatsächlich mit einem Messer kämpfen. Die Kanone allerdings wird ihm der Zeitgeist an den Kopf halten und wohl auch abdrücken. "Das will doch keiner hören, so Outlaw-Geschichten!" Entgegnen wir dem Zeitgeist: "Fick dich und bring dich um!" Düster und romantisch. Natürlich!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 49:14 / Rock'n Roll

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