Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Haunted, The

The Dead Eye

haunted-deadeye.jpg

Sie waren die inoffizielle Nachfolgeband der Göteborg-Legende At The Gates. Und veröffentlichten mit ihrem selbstbetitelten Debüt 1998 einen weiteren kleinen Klassiker des Thrash-Genres. Nach dem anschließenden Ausstieg von Peter Dolving folgten mit Interims-Sänger Marco Aro zwei weitere gutklassige Alben. Bis Dolving zum 2004'er Album "Revolver" wieder in die Band zurück kehrte - Das Reunion-Werk wurde die erwartete Granate. Was mit The Haunted nun aber 2006 passiert ist, bleibt mir vorerst ein Rätsel.
Denn die 13 Songs auf "The Dead Eye" entfernen sich mit Sieben-Meilen-Stiefeln vom altbekannten Sound. Klar, die Thrashmetal-Wurzeln bleiben existent; sie werden aber derart selbstbewusst immer wieder in den Hintergrund gedrängt, dass einem hier und da die Kinnlade herunter klappt. Völlig ungewohnte Töne gibt es beispielsweise in "The Drowning" zu hören; das anschließende "The reflection" besinnt sich ebenfalls nur noch im Refrain auf die musikalische Herkunft der Beteiligten. Der Rest klingt hier wie in den meisten anderen Tracks atmosphärischer und - trotz seiner Komplexität - deutlich melodischer als erwartet. Woran neben dem facettenreichen, deutlich Sample- bzw. Keyboard-durchtränkteren Sound vor allem eine Person schuld ist: Ausnahmesänger Peter Dolving bringt das immense Spektrum seiner Stimme nämlich plötzlich wieder ähnlich stark zur Geltung wie seinerzeit bei den wunderbaren Mary Beats Jane. Und das reicht deutlich weiter als nur zum Aggro-Gekeife. Was in Zusammenhang mit der heruntergeschraubten Geschwindigkeit sowie der dichten Gitarrenarbeit eine ganz eigenwillige Intensität erzeugt. Zwischen Rockigkeit, brachialer Härte und eigenwilligen Soundexperimenten entsteht so ein Brocken, der erst erobert werden will. Man mag der Band vorwerfen, ihr Sound wäre plötzlich auf "modern" getrimmt. Meine Vermutung: Diese Dynamik steckte schon längst in allen Beteiligten - den Björler-Brüdern, den beiden Jensens und natürlich Dolving. The Haunted sind diesmal einfach den sehr mutigen Schritt gegangen, ihr Ding unbeeindruckt von der Außenwirkung durchzuziehen. Auf die Resonanzen bin ich mehr als gespannt. Ohne Zweifel nimmt "The Dead Eye" eine absolute Sonderstellung in der Diskographie der Schweden ein. Und überrascht mich nach einem ungezählten Haufen an Hördurchgängen schon jetzt in seiner Langzeitwirkung.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 55:02 / Metal

Autor:





ERROR!