Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Escapologists

In Free Motion

Escapologists.jpg

Wer sich auf der letzten Seachange-Tour gefragt hat, wer da so sympathisch im Vorprogramm gescheppert hat, wird hier fündig. Escapologists ist der Name der Band, dessen Frontmann bärtig und schüchtern ins Mikrofon genuschelt hat und dabei fast ein wenig verheimlicht hat, wie fantastisch seine Band doch ist.
Seine Band, das sind der argentinische Drummer Jorge Lerda und der überaus vielseitige Gitarrist Peter Fletcher. Er ist Neil Wells, spielt Bass und singt. Und außerdem mischt er kräftig bei so bezaubernden Bands wie Seachange oder Savoy Grand mit. It’s all in the family also. Und auch wenn der Multiinstrumentalist Wells wohl behaupten würde, dass er all die verschiedenen Instrumente, die er bei seinen Freunden und Kollegen mit einbringt, nur mäßig beherrschen würde - wir glauben ihm einfach nicht. Bei seiner Hauptband den Escapologists beschränkt er sich allerdings tatsächlich auf seine Haupttätigkeiten: Singen und verdammt gut Bass spielen. Das reicht gerade auf der Bühne auch vollkommen aus, zumal Beschränkung überhaupt ein gutes Stichwort im Kosmos der Esacapologists ist. Gesang-Gitarre-Schlagzeug-Bass, mehr braucht es hier nicht. Trio ist Trumpf, die Mittel limitiert, die Ideen dafür noch lange nicht. Der Proberaum und das jamen standen dabei wohl im Vordergrund und herausgekommen sind am Ende zehn unauffällige, typisch britische Indierocksongs, die vor allem Zeit und Ruhe brauchen, um zu wachsen und zu wirken. Ähnlich schlicht wie das Artwork präsentieren sich auch die meisten Stücke auf „In Free Motion“. Ausgestattet mit zu viel Krach für den Jazz-Keller und zu wenig Action für unaufmerksame Hörer, könnte das Album schnell vorbeigehen an Menschen, die ein ADS in den unruhigen Knochen tragen. Schade, denn „In Free Motion“ bietet eben mehr als musikalischen Fast Food, den es heutzutage an jeder Ecke des Indiezirkus’ zu finden gibt. Die Escapologists sind nicht tanzbar genug für die H&M-Discogänger, nicht laut genug für Noisefanatiker und fahren auch (noch) nicht so viel Pop auf, wie es Seachange mit dem zweiten Album getan haben. Dennoch tragen sie jede Menge Herz, Mut und Wille in sich, weshalb es nur gerecht wäre, wenn kleinen Meisterwerken wie „A Mistake“, „A Machine For Living“, „Stop!“, „Favoured Son“ oder dem Titelsong die verdiente Aufmerksamkeit geschenkt würde. Könnte dank dem Wachstumshormon ‚Herbst’ die Platte für die kommenden Wochen werden.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:36 / Indie

Autor:





ERROR!