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Benjamin, Daniel

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Die Tatsache, dass Myspace.com neben all dem anderen nützlichen und weniger nützlichem Kram auch immer mal gut ist, um eine Band zu entdecken, die ist nicht gerade neu. Diesmal ist es mir mit dem Stuttgarter Daniel Benjamin so gegangen. Nach einer Split mit Norfolk&Western aus Portland/Oregon und einer eigenen EP erscheint das Langspielplattendebüt nun bei den Musikverrückten von Haldern-Pop Recordings. Die darauf enthaltenen Songs sind nicht alle taufrisch. Zehn Jahre liegen teilweise zwischen der Entstehung der einzelnen Stücke. Fällt aber kaum auf. In Benjamins Universum geht es sehr familiär zu. Da spielt seine Schwester auf der Viola. Seine Frau sorgt für Keyboardtöne und harmonischen Gesang. Dabei entstehen wunderschöne kleine Songs, die einen wechselweise mal an die guten Coldplay-Momente oder die unaufgeregteren Beck-Sachen denken lassen. Das wundervollste dabei: die zeitlosen Melodien, die wohl aus der selben Kiste geklaut wurden, aus der sich schon die Weakerthans ihre Anregungen holten. Nicht falsch verstehen, though. Dabei werden nicht zu viele Ideen pro Song verschossen. Alles bleibt recht übersichtlich und kompakt – dabei aber immer hemmungslos romantisch. Vielleicht würde Daniel Benjamin ja dafür plädieren, sich so einen Satz wie: „I’m not scared cause i know you are there“ auf den Körper tätowieren zu lassen. Man weiß es nicht. Was man weiß: Es ist eine wundervolle Sommerplatte geworden, die man am liebsten völlig faul in der heimischen Hängematte genießen würde. Bei „Paint A Picture“ wird mal kurz der Verzerrer rausgeholt. Aber selbst wenn es kurzzeitig lauter wird, die Melancholie ist steter Begleiter. Wenn Ehefrau Eleni bei „You Are“ mit einsteigt, dann hüpft das Herz vor Freude. So schön ist das. Wenn Daniel und seine Band langsamer werden, dann könnte man fast meinen, man hat es mit einem Bruder der Foo-Fighters-Akustikgitarren-CD zu tun. Vielleicht ist die Musik zu zerbrechlich für Radiogefilde und zu harmonisch für den Indierocker. Ich weiß es nicht. Mir gefällt sie sehr gut. Ein Haar in der Suppe hab ich allerdings auch gefunden. Mit einer Laufzeit von über einer Stunde ist das Debüt leider zu lang geraten. Wären es kompakte 40 Minuten gewesen, dann hätte ich mindestens einen Punkt mehr vergeben. So funktioniert es auf Platte für mich leider nicht hundertprozentig. Aber die einzelnen Songs sind toll. Und darum geht’s ja. Reinhören, ihr Schmuserocker.

 / Spielzeit: 61:20 / Indie-Folk-Pop

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