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Under Byen

Samme Stof Som Stof

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 Kaum ist der Herbst angerückt, schwirren auch schon wieder die entrückten Klänge durch die Feuilletons und Geheimtipp-Ecken diverser Musikredaktionen. Under Byen bleiben mit "Samme stof som stof" weiterhin ein ebensolcher Geheimtipp. Aber eben auch unnachahmlich gut.
Es ist ja eine berechtigte Frage, was die Skandinavier immerzu bewegt, entweder Stilikonen vergangener Rock-Dekaden zu kopieren, oder sich in genau der anderen Richtung durch den Wald zu schlagen, auf der Suche nach unbekannten Klängen und Soundeskapaden. Nun, Under Byen aus Dänemark machen Musik wohl hoffentlich aus einem inneren Drängen heraus, denn wäre alles auf diesem Album gewollt, es wäre nichts besonderes. So hingegen spürt man in jeder einzelnen Sekunde, dass jedes Scheppern, jeder entrückte Gesang, jede Klaviernote genau da sitzen muss, wo sie hingehört. Und, welch ein Zufall, auch die Aufnahmesituation gehört zu den eher ungewöhnlicheren in der Musikhistorie. In den Wald hat es Sängerin Henriette Sennenvaldt und Konsorten gezogen, um ebenda das gesammte Album live einzuspielen. Ob man das hört? Sehr wohl. Ob man das auch ohne Zusatz-Info gehört hätte? Nein, das wohl nicht. Geige, Klavier, Cello, Xylophon, Glockenspiel, Bass, Schlagzeug, ätherische Beats: was den Nachfolger zu "Det er mig der holder træerne sammen" so besonders macht, sind seine drängenden, dunklen, melancholischen Momente, wie im Titelsong "Samme stof som stof". Da pluckern und klicken die Beats, da werden Synthies und gewöhnliche Klavierklänge wie Spachtelmasse in das musikalische Mauerwerk geklatscht und mit Henriettes wundervoller Stimme verputzt. Irgendwie fehlt das noch in der Musiksammlung: ein entrücktes, sphärisches Album, das mal nicht deprimiert oder verstört, sondern in erster Linie unterhält und neugierig macht. Under Byen schaffen es, diese Neugier über das gesammte Album aufrecht zu erhalten, ohne mit der Wimper zu zucken. Selbst wenn wie in "Film og omvendt" mal Tom Waits zitiert und fast ausschließlich geklöppelt wird: sobald die Geigen und der Wind einsetzen, sobald der Waldspaziergang sich den Sümpfen und der Dunkelheit nähert, wird es wieder spannend und unheimlich. Kein schwieriges Album. Keines, das sich verschließt. Sondern eines, das fordert. Sich zu öffnen. Wundert es jemanden, dass diese Rezension in freier Natur entstand? Mich jedenfalls nicht ...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 49:14 / Atmo

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