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Barbara Carlotti

Les Lys Brises

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Die vielleicht letzten Sonnenstrahlen des Jahres fallen mir ins Gesicht. Sicher, die Sonne scheint auch im Winter ab und zu. Aber sie strahlt nicht mehr diese sommerliche Wärme aus, die ich ein letztes Mal genieße. Daheim auf meinem Balkon. Dazu läuft Les lys brises von Barbara Carlotti. Kaum vorstellbar, diese Platte bei Minusgraden zu hören.
Nicht weil es eine Sommerplatte wäre. Aber es erscheint mir undenkbar zu solch wohlig warmer Musik zu frieren. Die Presse in ihrem Heimatland überschlägt sich geradezu. Und in der Tat: Barbara Carlotti kann auch außerhalb Frankreichs mit ihrem akzentuierten Chansonpop überzeugen. Locker, leicht, beschwingt und dennoch mit einer nicht greifbaren schwermütigen Note versetzt. Die Musik Bob Dylans lockte sie einst vom Klavier weg an die Gitarre. Jazz-Musik weckte den Drang in ihr, Musikerin zu werden. Bertrand Burgalat produzierte ihre EP. Ihr Debütalbum wurde nun in London gemastert. Nicht irgendwo, sondern im Abbey Road Studio, dem wohl bekanntesten Aufnahmestudio der Welt. Es ist sicher kein Zufall, dass auf dem Albumcover – wenn auch sehr versteckt – die "Marlene Dietrich in Rio"-LP zu sehen ist. Viel eher aber drängen sich Vergleiche mit Nico auf. Nur eben, dass sie keinen Lou Reed oder John Cale um sich hat. Das wäre auch erstmal zuviel des Guten. Ihr Album hievt klassische französische Popmusik ins Jahr 2006. Dafür gab es auch schon einige Preise. Aber das ist Nebensache. Ruhige Abende mit Rotwein und Gedankensalat. Das sind die idealen Voraussetzungen um diese Platte zu mögen. Die im übrigen neben Akustikgitarren, Wurlitzer, Farfisa, Vibraphon, Piano und Trombone auch ein Duett, eine klassische Adaption von Une Rose pour Emily und den englischsprachigen Song Charlie the Model zu bieten hat. Der lässt schon mal erahnen, wie Frau Carlotti mit Leichtigkeit neue Zielgruppen erschließen kann. Wenn sie denn will.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:53 / Chansonpop

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