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Deftones

Saturday Night Wrist

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Es gibt nicht sehr viele Bands über die man sagen kann, dass sie kein einziges schlechtes Album aufgenommen haben. Die Deftones gehören definitiv dazu. Während andere stark begonnen haben, um dann stark nachzulassen, kann man bei den Deftones höchstens noch eine kleine Steigerung nach oben ausmachen.
„Adrenaline“ und „Around The Fur“ markierten die rauen wilden Anfangstage. Mit „White Pony“ und einem variableren Sound schafften sie den kommerziellen Durchbruch ohne dabei Kompromisse einzugehen. Das selbstbetitelte „Deftones“ fiel wieder eine Spur härter aus und festigte den ganz eigenen Charakter der Band. Nun also „Saturday Night Wrist“, welches zweifellos alle Stärken der Band vereinigt und eigentlich den Titel der letzten Platte verdienen würde. Denn mehr Deftones als auf dem neuen Album gab es noch nie. Eigentlich eine Überraschung, denn nach dem langwierigen Entstehungsprozess und den bandinternen Grabenkämpfen hätte man erwarten können, dass „Saturday Night Wrist“ den Vorgänger in Sachen Brutalität noch einmal übertrumpft. Dem ist nicht so, denn das Quintett lässt diesmal wieder deutlich mehr ruhige Momente zu und vereinigt so ein weiteres Mal Metal, Hardcore und Elektronik zu dem, was in guten Zeiten einmal Alternative genannt wurde. Auffällig ist tatsächlich wie rund und flüssig das Album geworden ist. Gnadenlose Moshparts treffen auf vertonte Zeitlupenmomente und Chino Morenos Vocals sind noch vielseitiger geworden, die Texte dagegen gewohnt minimalistisch geblieben. Nach über zehn Jahren Bandgeschichte schaffen es die Deftones immer wieder neu mitzureißen und nach wie vor den perfekten Soundtrack für Alpträume zu schreiben. Wer dafür Zeugen sucht, wird bei „Hole In The Earth“ fündig. Mit „Beware“ lassen sie einen fallen, mit dem darauffolgenden „Cherry Waves“ fangen sie einen wieder auf. Doch die Deftones spielen nicht mit dem Hörer, sie spielen höchstens mit ihren eigenen Gefühlen zwischen paranoider Selbstverteidigung und bissiger, selbstzerstörerischer Attacke. Hier wird sirenhaft gesungen, dort wie im Schlachthaus gekeift. Zwischen „Pink Cellphone“ und „Rats!Rats!Rats!“ liegen Welten - aber nicht bei den Deftones. Und wenn die Band hochkarätige Gäste wie Serj Tanian (System of a Down) zu Besuch hat, wird das nicht an die Große Glocke gehängt, sondern lediglich perfekt in den Aufnahmeprozess integriert („Mein“). So war das schon, als man bei „White Pony“ Maynard James Keenan (Tool) zu Gast hatte. Härter, schneller, tighter, einfühlsamer und ausgestattet mit grandiosem Artwork. Vielleicht das beste Deftones-Album, aber das denkt man ja jedes Mal.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:30 / Post-Metal

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