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Spock's Beard

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Wenn eine Band nach Jahren ihrer Existenz plötzlich ein selbstbetiteltes Album vorlegt, haftet diesem Ereignis immer etwas besonderes an. Oft fallen dabei Begriffe wie "Selbstfindung", "Neuanfang" oder "Wendepunkt".
Nun legen also Spock's Beard, eine der dienstältesten und sympathischsten US-Progrockbands überhaupt, einen solch schlicht betitelten Studiolongplayer vor. Vergleicht man diesen mit den längst zu Klassikern avancierten Frühwerken wie "The Light", macht der Schritt durchaus Sinn. Bei genauerer Betrachtung der Bandhistorie fällt aber auf: Eigentlich hätte wohl das letztjährige Werk "Octane" den Titel "Spock's Beard" eher verdient gehabt. Eben jenes Album, welches ich nach seinem Erscheinen arg übereilt und klar zu unrecht verrissen hatte. Denn "Octane" markierte erstmals den - tja - Wendepunkt, seit welchem sich die Band von ihrem mittlerweile erfolgreich auf Solopfaden wandelnden Frontmann Neal Morse frei geschwommen hatte. Man öffnete sich plötzlich auch straight rockigeren Tönen; die ganz großen Epen wurden durch King Crimson-ähnliche Art-Rock-Momente ergänzt - und Schlagzeuger bzw. Gitarrist Nick D'Virgilio etablierte sich endgültig als charakteristischer Sänger (... auf Tour übernahm er übrigens nichtsdestotrotz an einigen Stellen das zweite Schlagzeug). "Spock's Beard" stellt nun aber eher die konsequente Fortführung von "Octane" dar. Mit dem famosen "All that's left" beispielsweise findet sich sogar modern poppiges Material unter den 14 äußerst kurzweiligen Stücken; genau hier zeigt sich auch der stärkere Einfluss von Bassist Dave Meros, dem im Zuge der Neuausrichtung der Band zunehmend mehr Verantwortung zukommt. Zentral bleibt dagegen, dass Spock's Beard durch ihre humoristische Herangehensweise eine willkommene Alternative zu den sich in diesem Genre viel zu oft viel zu ernst nehmenden Bands bilden. So mancher Song nimmt hier derart überraschende, zündende Wendungen, dass es einem auch als Hörer ein Grinsen ins Gesicht treibt. Am ehemalige Partner Neal Morse, welcher inzwischen ja vor allen Dingen durch seine verblendeten Jesus-Christus-Botschaften auf sich aufmerksam macht, ist man mit dem neunten Album jedenfalls mühelos vorbeigerauscht...

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 77:13 / Progrock

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