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Damien Rice

9

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Drei lange Jahre hat Damien Rice sich Zeit gelassen, um seinem umjubelten Debüt ein neues Album folgen zu lassen. "9" liegt jetzt auf dem Schreibtisch und will sich einschmeicheln. Aber wie so oft bei abgründigen Songwritern braucht es seine Zeit.
Marketingtechnisch hat der Ire alles richtig gemacht, auch wenn es Gott bewahre darum nicht gegangen sein wird. Erst ein Album vorlegen, das sich nach Monaten durch die Schädeldecke gefräst und im Stammhirn eingepflanzt hat und dann da ohne Halbwertszeit fröhlich seine Impulse aussendet. Das kann man schonmal 3 Jahre vor sich hin pulsieren lassen. Und dann, zack, wenn das Implantat sich abstößt, ein neues einpflanzen. Aber, stellt sich da unweigerlich die Frage, hat "9" wirklich das Zeug zum Nachfolger des großartigen "0"? Definitiv, mag die lechzende Hirnrinde rufen. Aber ganz so einfach ist es dann leider nicht. Mag man beim Opener "9 Crimes" noch aus den Latschen kippen wegen des grandiosen Duetts mit Sängerin Lisa Hannigan, wegen der allumfassenden Perfektion, die in den simplen Gitarren- und Streicherarrangements liegen. Aber spätestens "Elephant", "Grey Room" und "Accidental Babies" weisen Abnutzungsspuren auf. Es ist eine Frage des Geschmacks, was man an Damien Rice lieger mag: seine leicht apathisch-traurige Resignation oder seine Wut. Die Wut, die Angst, das Unbezähmbare sorgt auf "9" für die wahren Höhepunkte. "Me, My Yoke and I" ist ein astreiner Sonic Youth Kracher, hätte man so doch eigentlich gar nicht vom Iren erwartet. Und auch das flott ansteigende "Rootless Tree" gehört zu den wegweisenderen Stücken des Zweitwerks. Insgesamt also bleibt man als Hörer ein wenig unbefriedigt zurück. Unbefriedigt deshalb, weil man eigentlich gar keine so klaren Vorstellungen hatte, was nach "0" eigentlich noch kommen sollte. Und das mag auch Rice gespürt haben. "9" wird seinem Ruf allerdings keinen Abbruch tun. Er bleibt nach wie vor der Kuschel-Elvis einer ernstzunehmenden Höhrerschaft. Bloß dass er tatsächlich die Worte "Fuck You" und "Horny" in den Mund nimmt, mag man ihm nun gar nicht abnehmen. Auch irgendwie bezeichnend. Marketingtechnisch. Gott bewahre ...

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:14 / Singer/Songwriter

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