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Incubus

Light Grenades

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Das war knapp. Incubus haben das Ruder herumgerissen und in ihrer stilistisch bewegten Bandgeschichte den Rock wiederentdeckt. Denn die Wirkungsweise von "Light Grenades" hätte bei konsequenter Fortführung des düster-verschrobenen Vorgängers "A Crow Left Of The Murder" unweigerlich in eine Sackgasse gesteuert.
Den Platz, den die britischen Kollegen Lostprophets eingenommen haben, will man jedoch gar nicht zurück erobern: Der Reiz am perfekten, harten Popsong scheint verflogen.Stattdessen klingt das neue Material zu gleichen teilen anspruchsvoller, fokussierter - aber auch positiver. Selbst das exzellente Bassspiel von Parttime-HipHopper bzw. ex-The Roots Ben Kenney hilft da nichts: Produzentengenie Brendan O'Brian (Pearl Jam, Bruce Springsteen) betont den ursprünglichen Rock-Aspekt von Incubus mehr denn je, räumt dabei der technischen Raffinesse aber genügend Platz ein. DJ Chris Kilmore fristet bei den 13 Tracks mit einigen Ausnahmen dennoch abermals ein ziemliches Schattendasein; vielleicht agiert der begnadete Soundtüftler aber auch einfach nur sehr songdienlich. Stilistisch hat sich das Kreativkonglomerat im bisherigen Rahmen ein gutes Stück weiterentwickelt und muss sich 2006 wohl endgültig nichts mehr beweisen: Die Progrock-Versatzstücke des Vorgängers wurden prompt gestrichen, dafür klingt die neue Single "Anna Molly" mit etwas gutem Willen nach den Chili Peppers. Das anschließende "Love hurts" beispielsweise wurde der balladeske, straighte Ohrwurm, den der Titel vermuten lässt. Fazit: Auch wenn der spontane Charme und Fun-Aspekt von "S.C.I.E.N.C.E" für mich einzigartig bleiben - objektiv gesehen ist der neue Longplayer das mit Abstand beste Incubus Werk aller Zeiten. Und vielleicht liegt genau hier der Kniff: Weiß man doch von der Frühphase der Band (genannt sei hier stellvertretend das 99er Werk "Make Yourself"), dass sie echte Popsongs schreiben kann. Wenn sie nur will. Dass dies längst nichtmehr immer der Fall sein muss, tut gut. Und funktioniert - im Gegenzug zur ähnlichen Entwicklung beispielsweise bei Pearl Jam - ganz hervorragend.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:46 / Independent

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