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MISC - sellfish.de Beifang 12/06 | 03

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

Die heißesten Skurrilitäten aus dem deutschen Underground

mit: No More | Bloodred Bacteria

Ein kleines Manifest der extremen Musik haben Bloodred Bacteria eingespielt: "Kiss The Goat" (Power It Up) enthält Neuaufnahmen sämtlicher Veröffentlichungen der (übrigens aus deutschen Landen stammenden) Rüpel, die zwischen den Jahren 2000 und 2006 entstanden. Also quasi die gesamte Diskographie; darunter unter anderem Split-Veröffentlichungen mit Agathocles, Swarrrm oder Abscess. Jedoch keineswegs soundtechnisch neu aufgemotzt, sondern einfach in den Absence-Studios nochmal mit vernünftigen Rahmenbedingungen heruntergezockt. Das (nicht nur aufgrund seiner Spielzeit) sehr kurzweilige Hörerlebnis bewegt sich zwischen der Überdrehtheit der phänomenalen Siege, Napalm Death-Wurzelarbeit und Crustcore-Elementen. Vor allem aber hat man es bei der Formation mit purem Underground zu tun. Kaum zu glauben: Nichtmal eine richtige Homepage haben die Vier. Und so bleibt die MySpace-Präsenz (http://www.myspace.com/bloodredbacteria) beinahe die einzige Möglichkeit, sich mit dem rasend schnellen Material vertraut zu machen. Wobei: Das völlig kaputte "From zero to hero" beispielsweise doomt sich in unglaublichen zehn Minuten durch die Gehörgänge und beweist, dass sich hier offenbar jemand nicht die Bohne um Limitierungen kümmert. So entstand ein Powerviolence/Grindcore-Bastard ohne Gleichen. Bei dem sogar die visuellen Umstände stimmen: "Kiss The Goat" erscheint mit ebenso schickem wie dickem Booklet. Und enthält unter den 28 Tracks mit derben Nummern wie "This years thing" ein paar echte Highlights, welche sogar einen gewissen Wiedererkennungswert garantieren. Denn vom Gros der gesichtslosen Konkurrenz unterscheidet Bloodred Bacteria (ein Teil derer treibt sein Unwesen mittlerweile übrigens in Deadsoil...) vor allem eines: Hier darf auchmal richtig gerockt werden. Und das macht einfach Spaß!

No More hatten 1981 einen großen Hit. Der hieß "Suicide Commando" und wurde seitdem unter anderem von DJ Hell oder Echopark geremixt. Von diesem Erfolg abgesehen, dürfte die deutsche Dark Wave Band jedoch nur absoluten Underground-Kennern ein Begriff sein. Dabei war das in den frühen Achtzigern kurzzeitig beachtete Trio doch gar nicht so unbedeutend für die Entwicklung der einheimischen Szene: Schließlich hielt man sich offenbar nicht an Genrelimitierungen. Nun kommt die von 1979 bis 1986 aktive Formation mit "Remake / Remodel" (Roof Music / Indigo) doch noch zu späten Ehren. Im aufwendigen Doppel-Digipak haben sich ein paar Liebhaber der Karriere von No More angenommen. Und packten auf den ersten der beiden Silberlinge einen 40-minütigen Streifzug durch deren Diskographie in Form von Mashed-Up Versionen zusammen. Soll heißen: Hier werden Songs übereinander gemixt und so dem Material neues Leben eingehaucht. Was deshalb besonders interessant ist, weil das zum Duo reduzierte Projekt 2006 neue Lebenszeichen von sich gibt und diese hier gleich mitverarbeitet. Das Ergebnis klingt dadurch wieder regelrecht futuristisch. Und so entsteht ein ungewöhnlicher Trip, in dessen zweiter Hälfte es dann noch eine umfassende Kollektion an "Suicide Commando" Variationen plus zweier Livetracks sowie im Enhanced Part diverses Videomaterial zu sehen gibt. Nicht essentiell, aber für Dark Wave Freunde auf der Suche nach extravaganten Perlen ein verdammt heißer Tipp.

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