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Schneider, Helge

I Brake Together

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"I Brake Together" gibt endlich wieder ein wenig Melancholie zur Humorsuppe und dem Käsebrot. Helge tanzt noch immer allein auf dem selbstgeschaffenen Parkett, dreht einsam seine Runden und freut sich über die absurden Dinge des Lebens.
Wenn man sich die Mühe machte, jedes einzelne Werk Helge Schneiders auf eine etwaige gesellschaftskritische "Message" hin zu untersuchen, wäre man wohl ziemlich schnell ziemlich erschöpft. Denn Nonsens bleibt nunmal Nonsens. "I Brake Together" kann trotzdem gut und gerne auf zwei verschiedene Arten gelesen werden: entweder als astreines Jazz/Funk/Blues-Album mit einer kongenialen Rythmusgruppe und einem (wie noch nie) melodieverliebten Schneider. Oder aber als pures humoristisches Vergnügen. Oder gar beides Zusammen. Denn das konnte Schneider schon immer gut, aber lange nicht mehr so gut wie auf diesem Album. Da erwischt man sich ganz gern dabei, wie man "Lady Suppenhuhn" vor sich hinpfeift oder sich durch das wackelig-schmachtende "Die Trompeten von Mexiko" (das genauso klingt wie der Titel es vermuten lässt) lächelt. Dennoch, wer dem Humor Schneiders die letzten 20 Jahre nichts abgewinnen konnte, wird es gottlob auch die nächsten 20 Jahre nicht können. Es sind Worteskapaden, humoristische Zusammenbrüche, wahnwitzig-peinliche Inszenierungen, die Helge uns hier einmal mehr vor die Füße wirft. Vieles wirkt nicht inszeniert, sondern improvisiert. Und oftmals kann man auch gar nicht so richtig lachen, weil man das alles schon tausendmal auf seinem Munde gehört hat. Aber irgendwie hat Schneider auch eine Nische gefunden, in der nur er herumwerkeln kann. Während Brit-Pop oder Grunge durch zehntausende Bands auf ein monströses Etwas aufgeblasen wurde, dass einem nur noch auf den Geist ging, hat Schneider es die letzten 20 Jahre vermocht, als einziger glaubhaft die Symbiose von Jazz und Humor auf Platte zu bannen. Als einziger, ohne Ausnahme. Da hat man sich Narrenfreiheit verdient. Gerade deshalb macht es immer wieder Spaß, in Maßen dem Irrsinn Schneiders zu lauschen. Allein: warum "Telefonmann", "Mädchen wollen küssen" und die "Jailhouse Rock" Coverversion hier nochmal neu vertont wurden, ist mir ein Rätsel. Aber der anstehende Kinofilm "Mein Führer" mit Schneider in der Hauptrolle will halt ordentlich promoted werden ...

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 49:14 / Hardcore-Jazz


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