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Humanzi - Live

The Hub / Dublin

13.04.2007

Vielleicht steigt manchmal der Wert eines Konzertes um so länger man wartet darüber zu schreiben. Wie toll war es wirklich und wie viele Eindrücke sind nach zahlreichen vergangenen Wochen geblieben. Gut, bei einem Konzert, das nicht gerade vor der eigenen Haustür stattfindet, steht wohl immer der besondere Nimbus im Rampenlicht. So auch bei Humanzi in Dublin.

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Die Augen waren groß als es in den, im berühmten Temple Bar-Viertel gelegenen, Club ging. Alles wurde mit Argusaugen bestaunt. Es wurde auf einmal wichtig, wie alles zu einander passt und wie weit die Bühne von der Bar entfernt ist und überhaupt alles andere. Man ist ja schließlich nicht aller Tage hier. Doch im Grunde genommen sind das alles Nebensächlichkeiten und die Musik ist Anlass genug um zu verweilen. Die Konzerte, vor denen man nur einen Song der Band kennt und lediglich die Stilrichtung vage bestimmen kann, sind dann meist die mit dem größten Aha-Effekt. Und genauso war’s dann auch.

Einen Warm Up Gig sollte es geben. Für was eigentlich? Die Band befand sich nicht auf Tour und das Album „Tremors“ steht schon seit letztem Jahr in Irlands Plattenläden, jedoch nicht in deutschen. Man wollte nicht einrosten und der Dubliner Fangemeinde einen kleinen, nein, einen großen Gefallen tun. Das spürte man bereits nach den ersten Bassanschlägen des Openers, der in so ungewohnter Lautstärke auf einen einprasselte, dass man auf der Stelle zusammen zuckte. In den folgenden Stücken brach eine so ungefilterte Soundgewalt aus, die einen in eine Starre versetzte und ein vibrieren in der Brust auslöste, das im Folgenden konsequent anhalten sollte. Der Club verwandelte sich auf einmal in ein wildes Szenario aus herumfliegenden Menschen, Gedränge und Dunkelheit. Humanzi spielten als würden sie um ihr Leben rennen.

Mit Songs wie „Out Of The Wire“ oder „Diet Pills“ trieben die vier Dubliner das in Schweiß getränkte Publikum immer wieder aufs Neue an und ließen keine Verschnaufpausen zu. Es passte einfach alles an diesem Abend. Der Sound aus Black Rebel Motorcycle Club ähnlichen Elementen mit einem gehörigen Schuss Interpol und Kasabian nur in noch schneller machte es zu einem unvergesslichen Punk-Wave-irgendwas Konzert. Was einem in Deutschland manchmal zu wenig ist, war einem hier einfach zu viel und so genoss man es ohne sich von der Stelle zu bewegen. Außer die vielleicht fünfzehn Mal, als es absolut kein Halten mehr gab, wenn wieder ein neuer Song begann und man das Gefühl bekam alle würden sofort auf der Stelle umfallen. Leute purzelten auf die Bühne und wurden im Handumdrehen vom Bassisten ins jenseits des Mobs zurückbefördert, gefüllte zehn Liter Bier tropfte von der Decke und Stagediver blieben schlichtweg an den Deckenscheinwerfer hängen. Diese eineinhalb Stunden sprengten alles, was man bis dato auf vergleichbaren Konzerten erlebt hat. In Irland hingegen scheint das normal zu sein.

Text und Foto: Robert Krupar


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