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Ladyfinger (ne)

Heavy Hands

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Aufgepasst: Wem der Wolfmother-Hype zu aufgesetzt erschien, bekommt eine zweite Chance sich in heavy Gitarrenmusik der Neuzeit zu verlieben. Ladyfinger aus Nebraska zelebrieren auf „Heavy Hands“ Brachialrock, der zum Glück ohne Prollattitüde und platte Retroklischees auskommt.
Ok, sucht man im Internet nach Ladyfinger wird man fast zwangsläufig zunächst auf Vibratoren aller Art stoßen. Das ist natürlich ein Klischee schlecht hin, kann man aber gerade noch mal durchgehen lassen. Die Musik auf „Heavy Hands“ entschädigt schließlich für Vieles. ‚Apply some pressure’ könnte hier das Leitmotiv lauten, denn was die vier Mannen aus Omaha uns hier an kontrollierter Härte bieten ist schon beeindruckend. Kein Wunder aber bei dem Produzenten: Matt Bayles hat schon bei Monumentalrockern wie Isis oder Mastodon auf die richtigen Knöpfe gedrückt, um entsprechend Druck zu erzeugen. Das will so gar nicht ins gewohnte Saddle Creek-Umfeld passen. Schließlich sind die Nerds aus der Einöde eher für Leisetreter bekannt. Mit Aushängeschildern wie Conor Oberst (Bright Eyes), Tim Kasher (The Good Life, Cursive) oder Maria Taylor haben Ladyfinger (ne) nicht viel gemein. Ganz neu ist harter Gitarrensound im Hause Saddle Creek dennoch nicht, denn schließlich hat man mit den Desaparecidos oder Criteria auch laute Gäule im Stall. Jetzt also die bissigste Stute von allen und die kommt mit klarer Kampfansage daher. Bereits das Cover von „Heavy Hands“ weist uns den Weg: da reißt ein wildgewordenes Rudel Löwen wehrlose Zebras. Zum Glück wird uns diese Szenerie in schwarz/weiß präsentiert, sonst hätte das Bild wohl arg Bauchschmerzen hervorgerufen. Keine Magenbeschwerden aber beim Inhalt: die zehn Songs überzeugen auf ganzer Linie. Staubtrockene Riffs prallen auf eine äußerst tighte Rhythmusfraktion, die einen peitschenhiebartig nach vorne treibt. Chris Machmuller klingt wie ein cholerischer Wutanfall, der dennoch weiß wann genug gekeift wurde. „Diet Smoke“, „Smuggler“, „One Thousand Tongues“ sind alles brillante Songs und auch wenn man Abwechslung auf „Heavy Hands“ vergeblich sucht, ist dem Vierer eine erstaunliche Platte gelungen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 33:00 / Rock

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