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Ingenting

Mycket Väsen För Ingenting

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Pünktlich zum 10 jährigen Jubiläum des schwedischen Vorzeige-Indie-Labels Labrador Records veröffentlichen [ingenting] ihr zweites Album "Mycket Väsen För Ingenting". Folk-Pop oder Rock'n Roll, das ist hier die Frage!
Dass die Band bei der Entstehung des Albums ganz andere Dinge im Kopf hatte als den Geburtstag ihres Labels zu feiern, erscheint nicht allzu abwegig. Die Band passt zwar musikalisch hervorragend in den Kosmos der anderen dort beheimateten Künstler, ist aber erstaunlicherweise die einzige Gruppe, die auch in ihrer Heimatsprache singt: schwedisch. Suburban Kids with Biblical Names, Acid House Kings, The Radio Dept.: sie alle haben sich der angelsächsischen Sprache verschrieben. Nun ist für einen deutschen Mittelklasse-Twentysomething natürlich nahezu unmöglich, der Thematik des Albums zu folgen und im Gegensatz zu Kaizers Orchestra wurden auch keinerlei Übersetzungen dem Booklett hinzugefügt. Aber Titel wie "Punkdrömmar" lassen, inhaltlich als auch formell, erahnen, dass es hier nicht um krisengebeutelte Schiffahrtswerfen in Bremerhaven geht. Richtig, "Punkdrömmar" heisst "Punktraum", ist der prägnanteste und eingängigste Hit des Albums und vereint all die Stärken der Schweden in Bezug auf Melodieführung, Schraddel-Gitarre und Schlagzeug-Beats. So würden die Shout Out Louds klingen, wenn sie endlich mal ein Zweitwerk veröffentlichen würden. Die Band um Sänger und Bandhäuptling Christopher Sander hat aber noch mehr zu bieten: dreist bei Velvet Underground geklaute Stephanie Says Riffs und Melodien in "Lisa sa" zum Beispiel. Trotzdem, es ist sympathisch, heimelig und irgendwie knuffig, wie die pressescheuen Schweden da ans Werk gehen und in der Pop und Rockhistorie graben, bis sich die Fingernägel dunkel färben. Das Smiths Riff in "Suzanne" ist herzerwärmend und im schönsten Sinne Pop'n Roll. Und bei "Hollywood Dreams" sind wir dann wieder bei den Shout out Louds angekommen, deren [ingenting] in nichts nachstehen. Zwar mochten sich Christopher Sanders und Mannen nicht so recht entscheiden, ob sie nun eine Rock-Platte ("Punkdrömmar", "Hollywood Dreams", "Suzanne") oder lieber Indie-Folk-Pop-Platte ("Precis sa jag känner", "Bergochdalbanan") aufnehmen wollten. Ersteres ist ihnen allerdings formidabel geglückt, zweiteres jedoch bleibt im Treibsand der Belanglosigkeit stecken. Wenn sie sich jetzt noch muffig riechende Lederjacken kaufen und bei ihren Stärken bleiben, können Mando Diao in zwei Jahren in Altersteilzeit gehen.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Indie-Rock


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