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Funkstörung

Appendix

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Das Streben nach neuen Ufern setzt manchmal drastische Schritte voraus. Im Falle der deutschen Elektronik-Institution Funkstörung sogar die Auflösung der Band. Eine Konsequenz, die Kenner des Schaffens von Chris de Luca und Michael Fakesch angesichts ihres frickeligen Schaffens allerdings kaum überrascht haben wird.
Nun will man seine Visionen eben getrennt voneinander verwirklichen. Ein Funken Wehmut über das Ableben dieser fruchtbaren musikalischen Kollaboration, die mit ebenso ausgeklügelten wie verschrobenen Tracks Horden von Hobby-Knöpfchendrehern in die Verzweiflung trieb, bleibt dennoch. Doch diese Tatsache dürfte mit der posthumen Veröffentlichung "Appendix" zumindest ein wenig gemildert werden. Denn die zwölf Tracks zeigen Funkstörung als genau jene Detailfanatiker, für die wir sie so lieben. Und dazu braucht es nicht einmal eigenes Songmaterial. Stattdessen widmet man sich bereits zum dritten Mal einem Standbein, welches Zeit des Wirkens der Band nie an Relevanz einbüßte: Die sorgfältige Bearbeitung von Fremdkompositionen, für welche ein Überbegriff wie "Remix" im Falle Funkstörung beinahe schon ordinär wirkt. Beispielsweise, wenn Björks "All is full of love" in seine Einzelbestandteile zerlegt wird. Oder das zerbrechliche "Heaven" von Lamb durch geschickte fragmentarische Verschiebungen und Ergänzungen noch eine Spur tiefer geht als das Original. Sicher, manchesmal hört man dem raren bzw. bislang gänzlich unveröffentlichten Material den Spaß regelrecht an, welchen Fakesch und de Luca bei dessen Dekonstruktion gehabt haben müssen. Doch wenn es im Endeffekt gelingt, aus einer kompositorischen Basis von Nils Petter Molvaer über Barry Adamson über Beanfield bis hin zu den Raveonettes ein kurzweiliges, funktionierendes Gesamtwerk zu kreieren, dann landet man schnell wieder bei einem Wort, welches die Karriere von Funkstörung von 1998 bis 2005 begleitete: Respekt.

 -- / Spielzeit: 52:09 / Elekto

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