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Union Of Knives

Violence And Birdsong

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Wenn man aus den nördlichen Teilen Europas kommt scheint es für die Lebensplanung eines Musikers nur zwei grundsätzliche Alternativen zu geben: Alkoholismus oder musikalische Avantgarde.
Die kurzen Tage und die langen Nächte scheinen einer gewissen Art von Künstlern den richtigen Nährboden zu geben um ihrer speziellen Musik den letzten Feinschliff zu verpassen. Sigur Ros, Royskopp oder auch Arcade Fire sind nur einige Beispiele für die kreative Energie die einer Polarnacht entsteigen kann. Nun klopfen „Union of Knives“ mit ihrem Debütalbum „Violence & Birdsong“ an die Tür und bitten um Einlass in den exklusiven Club der Elektronikmusiker aus dem Norden. Die drei Schotten präsentieren mit dem Erstlingswerk einen interessanten Mix aus industriellem Beat und tollen Melodien, die den Hörer wirklich in ihren Bann ziehen. Dennoch hört man in jedem Takt das schmutzige Glasgow, diesen Moloch aus geschlossenen Stahlwerken und abgewrackten Plattenbauten im Herzen Schottlands, denn ihre Herkunft scheinen Craig Grant (Voice/Keys/Guitar), Chris Gordon (Voice/Guitar) und Dave McClean (Sounds und Beats) nicht verleugnen zu wollen. Auch wenn das ganze Album sehr schön anzuhören ist, richtig interessant werden „Union of Knives“ erst dann wenn feminine Elemente in ihre Musik kommen, wie zum Beispiel in „Opposite Direction“ wenn der stramme Beat von einer glockenreinen, Portishead-ähnlichen Stimme begleitet wird. Oder auch in „Lick Black Gold“ wenn ein Geigen Intro über 40 Sekunden Stück für Stück vom Drum&Bass Beat durchdrungen wird um letztlich vom Vorder- in den Hintergrund gedrückt wird. Hierin liegt auch die einzige Schwäche von „Violence and Birdsong“: Manche der Songs sind recht beatlastig und lassen dem restlichen Instrumentarium zu wenig Bewegungsfreiheit. Doch Craig Grant hat eine Erklärung hierfür: „Union of Knives is about the harmony of opposites. There are two sides to everything. At all times. Instinct and intellect sums it up succinctly. 'That visceral battle is in every song, it's still a delicate balance.“ Vielleicht sind daher sie Lieder sehr stringent und vielleicht an manchen Stellen etwas zu Rhythmusverliebt. Denn um zwei Gegensätze miteinander zu vereinbaren und in einen Raum zu zwängen, muss man diese beiden Teile, der Philosophie von „Union of Knives“ nach, wahrscheinlich mit voller Wucht aufeinanderprallen lassen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / 42:51 / TripHop

Philip Bogdahn





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