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Virginia Jetzt!

Land Unter

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Was kostet eigentlich eine ganzseitige Anzeige in der Visions? Oder ein schön gestaltetes Promo-Faltblatt in hoher Auflösung? Was kostet eine Stunde Sendezeit bei TRL? Bei MTV generell? Wieviel darf eine Promo-Vollbedienung bei einer vermeintlichen Indie-Band im Jahre 2007 noch kosten? Das sind ja eigentlich Fragen, die nur den Chef von Universal sonderlich kratzen sollten.

Aber irgendwie ist es eben doch auffällig: nach über 100.000 verkauften Platten wähnt man sich bei Virginia Jetzt! auf der sicheren Seite. Jetzt schnell raushauen, was geht. Bevor der Zenit überschritten ist oder die öffentliche Wahrnehmung allzu stark nachgelassen hat. Ein entscheidender Punkt also für Virginia Jetzt! Und all der Wahnsinn lohnt zumindest dann, wenn das entscheidende dritte Album auch qualitativ so richtig gut ist. Jetzt bloß kein Trommelwirbel: das dritte Album "Land Unter" ächzt unter seiner eigenen Last. Oder um es weniger pathetisch auszudrücken: es ist einfach nicht besonders gut geworden. Der liebliche Pop von "Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!" und "Anfänger" ist zwar nicht verschwunden, aber zu großen Teilen dem überambitionierten Verlangen gewichen, ein bedeutungsvolles Statement abzuliefern. Ein legitimer Anspruch, sicherlich, und technisch gesehen sogar gelungen. Eine glanzvolle Produktion: Piano und Streicher in "Weit Weg" zum Beispiel. Überhaupt: der Bombast schindet Eindruck. Fraglich ist dabei allerdings, warum inhaltlich so selten der Nachbrenner gezündet wird. "Und dies als Versuch / uns zu begreifen" singt Sänger Nino in "Bitte bleib nicht, wenn du gehst". Und macht damit eigentlich selbst klar, um was es hier geht: Standortbestimmung. "Land Unter" als Ausrichtung, das entscheidende dritte Album also. Nicht mehr lieblich rumplinkern, keine Stromgitarrenmelodien für die Erstsemester. Schade nur: Virginia Jetzt! konnten das immer gut. "Ich weiß nicht wohin / wohin mit mir selbst" aus "Ich kann nicht wie die anderen" sollte deshalb exemplarisch für das gesamte Album so stehen bleiben: im Bermuda-Dreieck der Selbstfindung stecken geblieben. Sehr schade für die deutschsprachige Popmusik.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / 42:51 / Indie-Pop


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