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Genji

Bioroid

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Wer hat eigentlich erzählt, man müsse besonders virtuos singen können, um „Emotionen“ zu transportieren? Ich war ja nie ein Verfechter dessen - dem ganzen Radiogedudel seien facettenreiche Sänger/-innen gern vorbehalten, aber bei guter Musik nerven solche oft nur. Klar, so manche Profimusiker oder Castingshow-Jurys werden anderer Meinung sein, aber ich denke, es kommt doch mehr auf gutes Songwriting an denn auf musikalisches Können.
Ein guter Song bleibt ein guter Song, da kann so schnell nichts dran rütteln, aber einen langweiligen Gesamteindruck kann auch der beste Sänger oder Gitarrist nicht kompensieren. Auch auf „Bioroid“, dem Debütalbum des multinationalen Duos „Genji“ wurde sehr viel Energie auf Produktion und spielerischen Anspruch verwendet, während die Songs an sich eher ins Mittelmaß fallen. Sängerin Yugao beherrscht ihr Handwerk, keine Frage. Virtuos hangelt sie sich durch die Tonlagen und zeigt dem Hörer, was sie kann. Unterm Strich jedoch klingt das sehr aufgesetzt und unnahbar, mir fehlt da die Authentizität. So berühren mich auch die Texte, die Zwischenmenschliches und Befindlichkeiten aller Art abhandeln, nicht sonderlich. Die Instrumente sind gut gespielt und der Sound ist toll, keine Frage. Insgesamt aber plätschert „Bioroid“ so dahin, ohne Ecken und Kanten, ohne wirkliche Höhe- oder Tiefpunkte, und irgendwann beginnt es zu langweilen. In manchen Momenten erinnert das Ganze schon an Alanis Morrisette oder ähnlichen Poprock, ein bisschen auf Singer/Songwriter-Manier reduziert. Wer das braucht, weiß ich nicht. Vielleicht will sich manchem Teenie bei frühlingshaften Temperaturen die winterliche Melancholie nicht einstellen, hier sei „Bioroid“ als Soundtrack zum Tagebuchschreiben und Aus-dem-Fenster-Gucken empfohlen. Schade, da wär mehr drin gewesen.

Bewertung: 4 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:23 / Rock/Pop

Autor: Stefan Dorner





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