Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

MISC - sellfish.de Beifang 02/07 | 02

Miscellaneaus: Genrekram*EP*Vinyl*MCD*Sampler*Demos*Soundtrack

Eine neue Heimat bei sellfish.de: Für Sachen, die normalerweise unterzugehen drohen. Oft verdient und von manchen verachtet lassen sich in dieser Rubrik immer wieder auch echte kleine Perlen entdecken...

Zu glatt für alle Indieschluffis?

mit: Chase The Dragon

Mit „[Post]Ironic“ (Confidence Records) legen Robin Kellermann und Mathias Schieweck aus Magdeburg ihre erste 6-Song-EP als Chase The Dragon vor. Entgegen erster Erwartungen, die der Name weckt, gibt es aber keinen klischeetriefenden Heavy Metal, sondern traurig-träumerischen Pop mit Akustikgitarren, Synthies und einer Stimme, die auch in höheren Bereichen noch glasklar bleibt. Die beiden jungen Männer scheinen jedenfalls genau zu wissen, was sie mit diesen Zutaten anstellen wollen, denn die Musik auf „[Post]Ironic“ klingt als wäre sie sehr überlegt zusammengesetzt, als wäre alles am richtigen Platz. Auch beim Aufnahmeprozess wurde ambitioniert gearbeitet und so klingt das Ergebnis sauber und nicht nach schludrigen Anfängern. Die Instrumente stehen sich nicht im Weg, sondern räumen einander immer den benötigten Platz ein. Chase The Dragon sind also eine Band mit Potential und ihre Hingabe wird sicherlich belohnt werden, wenn sie dran bleiben. Diese Musik hat durchaus eine Zielgruppe und ich könnte mir das sogar in einem industriell größeren Rahmen vorstellen. Nur leider dürfte „[Post]Ironic“ mit seiner Perfektion und Glätte bei vielen Indieschluffis einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen.

Autor: Steffen Kern


Zum Seitenanfang

Punk, Instrumental Metal, Spandex Stonerrock - alles dabei.

mit: HDNX | Tragkraft 6T | Mongouse

Bei Musik, wie sie von den Österreichern HDNX auf ihrer Debut-EP „Attention!! Deficit Hyperactivity Disorder“ (Dambuster Records / Cargo Records) dargeboten wird, werden routinierte Melodycore-Jünger sicherlich keinen Kulturschock erleiden. Allerdings können die Jungs etwas mit Harmonielehre anfangen, beherrschen ihr Instrumentarium und mit Sänger Schorsch hat man einen Shouter an Bord der stimmlich in der Nähe von Greg Graffin anzusiedeln ist. Und das steht dem treibendem Sound der Band und im Besonderen dem feinen Opener „I don´t need control“ durchaus gut zu Gesicht. Im weiteren Verlauf, zum Beispiel im schnellen „Revolt!“ sind dann auch immer wieder mal Hardcore-Gitarren mitsamt Geschrei wahrzunehmen und das tanzbare „Better than before“ hält dann auch noch Futter für die Pogo-Fraktion parat. Keine Frage, die fünf Songs zeigen eine talentierte Band, bei der man gespannt auf weitere Zukunftsmusik sein darf.

„InstruMetal“ nennt sich der Sound des hier vorliegenden Silberlings und beinhaltet somit wortspielerisch die beiden Stützen des Albums „Kraftstoff“ der jungen Band Tragkraft 6T: Metal, eben ohne Vocals dargeboten. Meistens allerdings mit dem Zusatz „-Core“ versehen und nicht nur beim düster malmenden „Von vorne“ fühle ich mich auch immer wieder stark an Tool erinnert. Deren Laut-Leise-Dynamik können die Frankfurter ruhig noch öfter so geschickt in den Gesamtsound wie in „Die Welle“ integrieren. Klingt das ganze aber zunächst noch originell, wird der Hörer mit zunehmender Albumlänge das Gefühl nicht los, dass gelegentlich eine Gesangsstimme dem einen oder anderen Song dann eben doch nicht schaden würde. Musikalisch geht man allerdings trotz erst einjähriger Bandphase schon sehr versiert zur Sache, und dank abwechslungsreicher Songs wie „Hörfunk“ und „Helmpflicht“ zeigt die Entwicklungskurve samt ihrer Möglichkeiten auch hier nach oben.

Mit „The secret of the ouse“ (Frankenstoner Records) ist das vierte Album der Freiburger Mongouse betitelt, und zelebriert wird darauf so eine Art Stoner-Rock für die Mondwüste. Der Sound zeugt nämlich meist von viel Kyuss und Konsorten, wird dabei aber durchaus gelungen von Stilistiken aus Metal und Hardrock verfeinert. Dass hier viel Schweiß fließt, zeigt schon „Cold Sweat“: Ein Riffmonster welches bei einer Autofahrt in staubtrockener Umgebung gehört werden will. Von sehr solider und abwechslungsreicher Gitarrenarbeit zeugt auch das flotte „In the Cave“, wobei nicht nur an dieser Stelle die Gesangsstimme ein wenig an Layne Staley erinnert. Der für mich beste Song ist aber „Down with the ship (Part 1&2)“. Part 1 beginnt instrumental, schraubt die Gitarren immer weiter nach oben, bis das Lied dann nach etwa dreieinhalb Minuten mit Groove-Attacken und Geschrei ausbricht. Technisch also auch hier nicht viel auszusetzen, nur darf man ruhig ein paar Klischees auslassen: Überdurchschnittlich viele Songs werden nämlich vom obligatorischen Muckersolo geziert und ein grottige Ballade im Metallica-Style wie der „Porch Song“ muss dann wirklich nicht sein. Ansonsten gilt: Die Wüste lebt!

Autor:


Zum Seitenanfang

ERROR!