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Anajo

Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?

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Einschnitte gab es bisher im Schaffen von Anajo kaum. Konsequent ging die stete musikalische Entwicklung des Augsburger Trios voran. Mit Album Nummer zwei könnte sich das schlagartig ändern, denn alles scheint auf Erfolg programmiert zu sein. Zwar sind Anajo immer noch „dermaßen Indie“, wie zu lesen war; dennoch weht inzwischen ein anderer Wind in der Gitarrenpop-WG von Gottwald, Schmidt und Nössner.
Tapete Records ist man trotz diverser Major-Angebote treu geblieben, aber bereits der ausgiebige Tourplan macht deutlich, dass man nicht noch einmal die gleichen Brötchen, wie beim Vorgänger „Nah bei mir“ backen möchte. Bei Stefan Raabs Bundesvision Songcontest vertritt man Bayern und für die dazugehörige Single „Wenn du nur wüsstest“ hat sich die Band Unterstützung in Person von Suzie Kerstgens (Klee) geholt. Ein zuckersüßes Lied mit dem man sich bis in die deutschen Charts trällern kann und sicher nicht der einzige Song auf „Hallo, wer kennt hier eigentlich wen?“, der neues Publikum erschließen könnte. Auch die Produktion - immer noch fest in der Hand der Band - ist runder geworden, die Gitarren klingen nicht mehr so schön kantig und auch die Keyboards fallen in den allgemeinen Wohlklang mit ein. Dafür ist das Album diesmal deutlich ausgeglichener als das Debüt, welches seinerzeit vor allem eine Ansammlung von EPs darstellte. Den großen Melodien wiederum waren Anajo noch nie abgeneigt, nur dass man diesmal dem Kitsch stellenweise schon gefährlich nahe kommt. Auch textlich, weil Sänger und Gitarrist Oliver Gottwald neben allerlei fröhlichen und nachdenklichen Momenten, leider auch einige sinnfreie Zeilen zusammengebastelt hat. Das ist auch der Hauptkritikpunkt, der einen davor zurückschrecken lässt Anajo mit den frühen Weezer zu vergleichen. Tolle Gitarrenpopsongs hat man nämlich zuhauf und fantastische Refrains ebenfalls. Das tanzbare „So was passiert“ mit seinem traumhaften Basslauf gehört da genauso dazu, wie das rockige „Streuner“ oder der Aufbruchssong „Gleis 7, 16 Uhr 10“. Überhaupt geht es wieder ums Ausbrechen aus bekannten Normen und dem gewohnten Umfeld und das Zurücklassen von alten Beziehungen. Dieses Gefühl können Anajo heute besser denn je vermitteln - vielleicht sollten sie sich noch mehr darauf konzentrieren.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:52 / Gitarrenpop

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