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Neal Morse

Sola Scriptura

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Von einem solch regelmäßigen Veröffentlichungsrhythmus können selbst Motörhead nur träumen: Seit Neal Morse bei seiner Ursprungsband Spock's Beard ausgestiegen ist, scheint er nicht wenigstens ein paar Monate Ruhe gefunden zu haben. Mindestens jährlich können sich somit die verbleibenden Fans der Progrock-Legende ihre Plattensammlung mit einem neuen, überlangen Epos verzieren.
Doch gerade in letzter Zeit kam die Qualität bei den Soloveröffentlichungen etwas zu kurz. "Sola Scriptura" markiert nun zwar keinen hundertprozentigen Wendepunkt, kann aber doch eher überzeugen als der bestenfalls solide Vorgänger "?". Die abermals hochkarätige Besetzung kann daran kaum Anteil tragen: Mike Portnoy (Dream Theater) und Bassisten-Institution Randy George (neben vielem anderen ex-Suicidal Tendencies) stehen ja nun schon eine ganze Weile an der Seite des gottesfürchtigen Amerikaners. Allein Neuzugang und ex-, ähem, Mister Big (!) Gitarrist Paul Gilbert könnte für die vergleichsweise etwas prägnanteren Momente Mitverantwortung tragen. Vielleicht muss man aber eher nach den aktuellen Inspirationsquellen von Morse suchen: Denn mit den drei konsequent überlangen Songs (plus einer Ballade) werden diesmal desöfteren wieder Erinnerungen an frühe Genesis wach; in den schwülstigeren Bombast-Momenten sogar an Queen. Tracks wie das überraschend harte "The Conflict" treten sogar den Beweis an, dass Neal Morse und Konsorten das Rocken keineswegs verlernt haben. Thematisch zollt der Protagonist auf "Sola Scriptura" seiner Bewunderung für Martin Luther Tribut. Was ja zumindest für eine etwas moderatere Ausprägung seines christlichen Daseins spricht. Musikalisch jedenfalls holt mich Morse diesmal durchaus wieder zurück auf seine Seite: Die Ideen sprudeln, die Songwriting-Ambitionen zeigen sich wieder auf höchstem Level und ihre sporadisch recht knackige Härte steht den 76 Minuten gut zu Gesicht. Wer sich an dem verpassten Überraschungsmoment der geschätzten 37. Morse-Veröffentlichung nicht stört, der wird an diesem recht klassischen Prog-Material durchaus seine Freude haben. Dennoch: Das distanzierte Augenzwinkern seiner ehemaligen Weggefährten wird meinerseits schmerzlich vermisst.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 76:04 / Progrock

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