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Locas In Love

Saurus

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Locas in Love machen vor allem nette, eingängigen Indie-Pop mit Folkelementen. Auf ihrem neuen Album „Saurus“ haben sie sich dafür von Orchester, Kinderchor und einem Gitarrensolo von Malcolm Middleton unter die Arme greifen lassen, weil sie laut eigener Aussage das Gefühl hatten, daß es nicht ohne gehe, um das umzusetzen, was sie als „reduzierten Bombast“ bezeichnen.
Klotzen statt Kleckern ist nicht immer das beste Motto. So haut das neue Album musikalisch trotz der sympathischen, von Alltagslyrik geprägten deutschen Texten nicht wirklich vom Hocker. Doch die Texte stecken voll von kleinen Wahrheiten, Situationen, die jeder von uns nachempfinden kann: den Smalltalk mit einem gar nicht so unlieben Bekannten, bei dem mal das halbe viel beschäftigte Leben vorbeiflitzen läßt, auch wenn man sich gar nicht mehr so recht entsinnen kann, bei welchen „Sachen“ eigentlich so schnell die Zeit verstrichen ist. Sich darüber freut getroffen zu haben, aber sich gleichzeitig bewußt ist, daß aus dem im Raum stehenden baldigen Kaffeetrinken wohl wieder nichts wird, wie schon die vielen Male vorher; Vom Verlassen und Zurückkommen in die Stadt der Kindheit und all den damit verbundenen zwiespältigen Gefühlen in „Egal wie weit“ unterstützt von einem mal leise- unaufdringlichen, mal energisch- treibenden Orchester. „Rosa Mond“ besticht mit seinem an Element of Crime erinnernden reduzierten Sound und erzählt von der Einsicht, daß weder Flucht noch Verstecken Probleme löst und daß „es [...] mich finden (wird) selbst in der letzten Ecke“. Leise klimpern Piano und Banjo zum Auftakt von „honeymoon is over (if you want to)“, dem Abgesang einer Liebe, wenn nach der Resignation und dem Kampf zwischen Erinnern und Vergessen, freundschaftliche Loyalität übrigbleibt. Und wohingegen andere Krimis schreiben, leben Locas in Love ihr kriminelles Potential in Liedern wie „Mabuse“ und „Zum Beispiel ein Unfall“ aus. Schließlich vernimmt das Ohr Country. Deutschen Country und nein, man kann nicht meckern, schön haben sie die ironische Thematisierung der „quarterlife-crisis“ hinbekommen. Oh, jetzt beginne ich doch leicht zu schwanken und muß mich doch etwas am Hocker festklammern. Doch „das ist für heute alles. Lass uns sehen, daß wir ins Bett kommen.“  

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 52:39 / Indie-Pop


Nadja Gebhardt





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