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Dr. Norton

Your Plot - The Prison - My Escape

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Liest man sich das Samstagsprogramm des wunderbaren Münchner Atomic Cafés durch, fällt einem bei der musikalischen Eingrenzung der Abende von DJ Martin Hemmel – auch Kopilierer der schönen French Cuts Reihe – die Formulierung „60s related Indie“ ins Auge. Was damit gemeint ist, zeigen die vier Wahlberliner Dr. Norton auf ihrem ersten Langspiel-Silberling „Your Plot - The Prison - My Escape“.
Zu Beginn des letzten Jahres die Dreharbeiten zur Performance als Liveband in der Uschi Obermaier Biografie „Das wilde Leben“. Dann die komplette zweite Jahreshälfte abwechselnd in Proberaum und Studio abhängen. Gregor Henning (u.a. the Robocop Kraus, Tigerbeat) hatte da seine Finger mit im Spiel, für das Mastering saß Chris von Rautenkranz an den Reglern, der auch schon an Alben von Franz Ferdinand oder den Sternen geschraubt hat. Genau da, also beim Mastering, ist für mich auch eine der wenigen Schwächen des Albums. Macht aber eigentlich nichts, denn erstens sind Songs und Arrangements dafür ziemlich gut, zweitens geht es ja auch um die 60s, also war es vielleicht gar Absicht. Ich rolle die Scheibe mal von vorne auf: Die knapp 32 Minuten Spieldauer geteilt durch elf Songs macht weit unter drei Minuten pro Stück. Finde ich gut, diese Songs brauchen nicht mehr. „Auf den Punkt gebracht“ ist also das erste Kompliment, welches ich vergebe, das zweite ist der virtuos-einfache Einsatz von Hammondorgel, Kuhglocken und Handclaps. Wären letztere nicht gewesen, hätte ich Stein und Bein gewettet, dass die Platte live eingespielt ist, ohne Brüderchen Trigger und Schwesterchen Midi. Vielleicht war es ja auch so und die können einfach so gut klatschen. Ein trotz der Kürze der Songs immer wieder gerne auftauchendes Element ist psychedelisch-musikalischer Natur und das wird geschickt in das Beatpunk-Gerüst eingebaut. Ich mag diese mit fies wummerndem Chorus versehenen Gitarren eh gerne und sie zeugen, ebenso wie vor allem am Ende der Platte auftauchende klassische 60s-Soulbeats, von der Vielseitigkeit der Band. Das war übrigens das dritte Kompliment und das vierte ist, dass ich jetzt nicht wie manch einer von The Hives und so weiter anfange, sondern das nächste Mal in der Disco wahlweise das erste bis elfte Stück der Platte auflege, um Euch…naja…bis dann eh wieder einer kommt und begeistert fragt, ob das was Neues von den Hives ist. Nein, ist es nicht und das ist gut so.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 31:59 / Beat Punk, 60s related Indie

Autor: David Lodhi





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