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V/A

Songs For The Young At Heart

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Ein Xylophon klimpert leise und schon wird man leichten Fußes von einer Flöte auf seinem Weg durch den Märchenwald begleitet. Das Side- Project von den beiden Tindersticks Stuart Staples und Dave Boulter entführt in die Leichtigkeit des Kindseins. Inspiriert von ihrem eigenen Nachwuchs haben sie sich auf eine musikalische Zeitreise in die frühen 70er gemacht, als sie selbst noch ehrfurchtsvoll den Erzählungen ihres Großvaters gelauscht haben.
Wir hingegen vernehmen heute nicht weniger gebannt Jarvis Cockers (Pulp) virile Stimme, die die Geschichte von „The Lion and Albert“ gekonnt in Szene setzt. So ist in Zusammenarbeit mit bekannten Stimmen der Indie-Szene ein sehr persönliches Album entstanden. Man könnte es als Projekt zur musikalischen Früherziehung von noch unbeschwerten Indie- Zöglingen betrachten, doch ist es vor allem ein Nostalgie- Projekt. Einerseits finden wir rosafarben- kitschige Lieder wie „White Horses“, interpretiert von Cerys Mathews (Catatonia), die bei Textfragmenten wie „where the clouds are made of candyfloss“ Mädchenherzen schon ein klitzekleines bißchen höher schlagen läßt. Andererseits könnte durchaus die Gefahr entstehen, daß bei vermehrtem Konsum von Stuart Murdochs Interpretation von „Florence’s Sad Song“ die ersten Zeichen einer Depression bei den Kleinen aufflammen. Was nicht heißen soll, daß es an Schönheit entbehrt. Ganz im Gegenteil. Auch wenn der jüngere, deutsche Hörer mit den Liedern von damals nicht vertraut ist, schlüpft man schnell aus seinem Erwachsenenkostüm und grinst ganz infantil angesichts dieser Klang-Hommage. Da sieht man auch schon den „Inch Worm“ mit der rauhen Stimme Kurt Wagners die schöne Ringelblume hinaufkriechen. Und wie sich „Puff, the Magic Dragon”, besungen von Will Oldham (Bonnie Prince Billy), in all seiner Trauer über den Verlust seines besten Freundes desillusioniert in seine dunkle Höhle zurückzieht. Doch wenn Stuart Staples „Hey, Don’t You Cry“ singt, das er eigens für seine Tochter geschrieben hat, wischen auch wir uns die Tränchen wieder aus den Augen und fassen Mut. Schließlich das während des Lauschens etwas zu groß geratene Kostüm wieder samt Contenance übergesteift, erwischt man sich doch bei dem Gedanken, welche Lieder man wohl selbst auf eine solche Compilation gepackt hätte. Hm, ...

-- / Spielzeit: 35:10 / Pop

Nadja Gebhardt





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