Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Scraps Of Tape | 31Knots

This Is A Copy... | The Days And Nights Of Everything...

Zweimal Postrock, zweimal genreübergreifende Alben von Querdenkern mit reichlich Ecken und Kanten. Einmal als Einstand von ein paar experimentierfreudigen Skandinaviern. Einmal als extremstes Statement einer Formation aus Portland, die bisher nie so wirklich die längst verdienten Lorbeeren einheimsen konnte. Doch der Reihe nach.

scrapsoftape-thisisacopy.gif

Scraps Of Tape verpacken ihr Debüt in ein eigenwillig gestaltetes Digipak samt gleich zweier Booklets. Und entwerfen binnen zehn Tracks musikalische Songwelten, die über weite Teile keinerlei Vocals benötigen, um einen immensen Spannungsbogen zu erzeugen. Erst im dritten Stück "Pickpockets vow" begegnen dem Hörer Stimmen; welche aber repetetiv nur immer wieder den Albumtitel nennen. Eigenwillig, schon wieder. Auch sonst lassen Scraps Of Tape den von ihnen kreierten, abwechslungsreichen Fluss ihrer Songs nicht von stilistischen Dämmen aufhalten. Es mag daran liegen, dass die drei Südschweden eine offen zur Schau getragene Begeisterung für die Hardcore-Szene ihres Heimatlandes hegen. Jedenfalls werden die fragilen Songbauten von "This Is A Copy Is This A Copy" immer wieder durch Stromschnellen in Form von Gitarrenwänden oder selbstbewusst lärmender Passagen gestört. Dabei fallen einem als Referenz für den Sound dieses Albums zwar Namen von Isis bis Sigur Ros ein. Wobei die skandinavische Note stets markant bleibt: Die Stimmung während der knappen Stunde ist eine unstete, lässt einmal Raum für Zwischentöne, bevor sie den Hörer im nächsten Moment wieder fest in den Griff nimmt. Sicherlich keine leichte Kost - und genau deshalb für all jene, welche selbige ohnehin vermeiden möchten, eine exzellente Investition.

31knots-dayandnight.jpg

Ganz ähnlich liegt der Fall bei 31Knots, denen mit ihrem letzten Werk "Talk Like Blood" im Jahr 2005 ein Ausnahmewerk gelang, an welches anzuknüpfen schwer sein dürfte. Das war offenbar auch den Protagonisten bewusst. Oder woran liegt es sonst, dass die Drei mit ihrem neuen Longplayer "The Days And Nights Of Everything Anywhere" vor Übereifer mancherorts ein wenig den roten Faden verloren zu haben scheinen? Ist es wahlweise auch nur der bewusste Versuch, sich den bisherigen Kategorien (darunter "Prog-Pop", "Post-Independent" oder ähnliches mehr) zu entziehen? Denn wenn der Opener "Beauty" noch nach dem bekannten 31Knots Sound klingt und seine eigentümliche Faszination Stück für Stück entfaltet, dürfte es schwer sein, die passenden Schubladen für einen guten Teil des anderen neuen Materials zu finden. Bleibt nur festzuhalten, dass die 31Knots diesmal noch eine ganze Spur avantgardistischer als sonst klingen. Und dementsprechend ein enormer Anteil der elf Songs noch mehr Hördurchgänge als vorherige Kompositionen benötigt, um seine ganze Größe zu entfalten. Doch, soviel ist klar: Unbenommen von dieser "zwischen-den-Zeilen-Kritik" agieren alle Beteiligten vom künstlerischen Aspruch her nach wie vor over the top. "The Days And Night Of Everything Anywhere" bleibt jedoch mehr denn je ein Hörgenuss für Fortgeschrittene..

Bewertung: 7 von 10 Sternen / 55:30 / Postrock
Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:56 / Postrock


Autor:





ERROR!