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Maximo Park

Our Earthly Pleasures

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Was soll da noch folgen? Eine Frage, die sich selten schon vor der Veröffentlichung eines Zweitwerks stellt. So ist das eben bei einer Band wie Maximo Park, die vor zwei Jahren mit dem Dauerbrenner „A Certain Trigger“ zu zentralen Akteuren der Brit-Pop-Restauration wurden. Folgt nun der Aufstieg in den Rock-Olymp oder wurden sämtliche Ideen schon auf dem Debut verarbeitet? Weder noch! Das Quintett aus Newcastle hat den raubeinigen Einzelkämpfern abgeschworen, um ihre Songs zu einer Einheit zu formen - das Album ist der Star!
Kommen wir gleich zur regelbildenden Ausnahme, der ersten Single-Auskopplung „Our Velocity“. Um hier ein großes deutsches Musikmagazin zu zitieren, das Lied bietet „Stoff aus dem sich andere Bands drei Songs basteln würden“. Überhaupt darf es als Stellvertreter für das gesamte Album stehen: Am Anfang unscheinbar, kristallisiert sich eine Hymne heraus, die trotz maximaler Eingängigkeit auch nach Wochen nicht ihre Ohrwurmqualität verliert. „Books from boxes“ ist danach wie Ritalin für die Gehörgänge und vielleicht der schönste Song, den Maximo Park bis dato geschrieben haben. Er könnte aber auch als das schönste Smiths-Stück durchgehen, das die Smiths nie geschrieben haben. Anschließend wird es schon schwieriger, einzelne Songs hervorzuheben. Die ansteckende Intensität der Band ist nicht verloren gegangen, muss sich aber durch einige Hördurchgänge mehr noch als auf dem ersten Album erarbeitet werden, denn auf „Our Earthly Pleasures“ finden sich ständig lauter kleine oder große Haken, die von einer bemerkenswerten Detailverliebtheit zeugen: perlende Gitarrenflächen, Glockenspiel, flirrende Keyboards, Stakkato-Bassläufe. Alles hat seine Berechtigung, und wer Maximo Park jemals eine gewisse Nähe zum „Indie-Ballermann“ unterstellen wollte, dürfte nun schweigen. Aber nicht nur die Musik, auch Paul Smiths Texte liefern wieder eine Flut von Bildern vor dem geistigen Auge des Hörers ab. Bei aller Ungewissheit und dem Liebesleid, dass da besungen wird, zieht er doch am Ende gewohnt hoffnungsvolle Schlüsse: „I can´t live my life feeling nervous about tomorrow.“ Und wenn zum Ausklang die „Parisian skies“ vermisst werden, wird man wie schon beim Vorgänger mit einer Mischung aus Tragikgefühl und Fernweh zurückgelassen. Der Rock-Olymp? Noch nicht, dafür fehlen der Band einfach noch mehr dieser Momente, die nicht nur auf die Tanzfläche zerren und persönlich ansprechen, sondern auch mit einer Dringlichkeit aufwarten, die etwas zum Einstürzen bringen kann. Trotzdem liegt hier ein Album vor, das von einer derart angenehmen musikalischen und poetischen Wärme zusammengehalten wird, dass man sich wieder langfristig mit ihm auseinandersetzen wird. Um noch einmal auf die Frage zu Beginn einzugehen: Maximo Park haben mit „Our Earthly Pleasures“ die Erwartungserhaltung einfach an das nächste Album weitergereicht!

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:50 / Indie-Rock

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