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V/A

Labrador 100

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Es ist schon erstaunlich, welche verschlungene Wege manchmal die liebevolle Musik den Besitzer wechselt. Bei mir wählte sich die Musik des Labels Labrador den Weg über einen spottbilligen Sampler aus einer großen Elektronik-Kette.

"Kingsize" hieß das Ding, und das Ding war großartig. Wundervolle Bands aus dem Labelrooster, die ich vorher noch nie gehört hatte, schrammelten, poppten und rockten sich durch die Anlage geradewegs in das pulsierende Musikliebhaber-Herz. Das war vor drei Jahren. Seitdem verfolge ich die Musikveröffentlichungen der Schweden mit großer Freude und Aufmerksamkeit - da mutet es wie ein Geschenk an, was sich die Chefs für das zehnjährige bestehen hier zusammengezimmert haben. Indiepopperlen von den Acid House Kings, Disco-Pop von Club 8 oder Songwriter-Goldstücke von Pelle Carlberg. Immer mit der richtigen Wärme und Urigkeit, die einem schwedischen Indiepop-Label innenwohnen sollte. 100 Songs sind es geworden, nennen sich großspurig "A complete History of Popular Music" und sind todschick aufgemacht. Jeder Song wird kommentiert, lakonisch erzählen Labelbetreiber wie Johan Angergard von der Geschichte. Und nebenbei dudelt die komplette Geschichte schwedischer Indie-Pop-Musik durch die Anlage. zeit, sich mal kurz mit Johan Angergård auseinanderzusetzen:

Labrador ist jetzt zehn Jahre alt. Wie habt ihr den Geburtstag gefeiert?
Johan Angergård: Wir haben eine große Party in Stockholm gefeiert. Suburban kids with Biblical Names, Ingenting, Lasse Lindh, The Mary Onettes und Sambassadeur haben live gespielt und wir vom Label haben den DJ gemacht. Ein großer Spaß und definitiv eine meiner besten Partys dieses Jahr!

Wenn du zurück schaust: was war wichtig, damit Labrador existieren kann?
Die Tatsache, dass wir immer noch neugierig darauf sind, unbekannte Bands zu entdecken und zu fördern. Immer auf der Suche nach den nächsten Smiths zu sein, das treibt uns an. Natürlich keine Band, die genauso klingt, aber eben eine, die meine musikalische Weltanschauung auf den Kopf stellt!

Wie lang brauchtest du um festzustellen, dass Labrador das einzige ist, das du machen willst?
Ich wollte immer, immer nur Musik machen, egal in welcher Form. Ich habe angefangen, Musik zu veröffentlichen, ohne dabei an Geld zu denken. Ich dachte nicht, dass das jemals möglich sein würde. Von Musik zu leben, das schien mir unmöglich. Schön zu sehen, dass es die meiste Zeit doch klappt.

Wie schwer ist es für ein Indie-Label in Schweden?
Wir haben das Glück, dass unsere veröffentlichung eine große Beachtung finden. Sowohl was Presse als auch Radio oder Fernsehen angeht. Und wir verkaufen unsere Alben auch ziemlich gut, jedenfalls die meiste Zeit. Ich würde also sagen, dass es für uns recht einfach ist. Wir müssen natürlich auch auf den Markt außerhalb Schwedens schielen, schließlich besteht unser Land nur aus 9 Millionen Menschen. Aber das ist mir nur recht, ich habe Labrador schon immer als internationales Label betrachtet!

Wieviele Kompromisse musstest du im Laufe der Jahre eingehen?

Gar keine!

Du hattest vor Labrador dein eigenes Label "Summersound". Warum hast du das aufgegeben?
Eine weile habe ich beide Labels gleichzeitig betrieben. Aber mir wurde schnell klar, dass wir die gleichen Bands gut finden. Warum also in Konkurrenz zueinander treten? So ist "Summersound" gewissermaßen von Labrador einverleibt worden.

Du bist immernoch Künstler und hast deine eigene band. Ist das schwieriger oder leichter, gleichzeitig Labelboss zu sein?

Ich mache und liebe beides zu gleichen Teilen. Obwohl ich sagen würde, dass Musikmachen mir mehr bedeutet. Wenn ich mich also entscheiden müsste, würde ich mich für die Band entscheiden. Ich wünsche mir manchmal schon, die ganze Arbeit links liegen zu lassen und nur noch durch die Gegend zu touren.

Was ist so faszinierend an der Begrifflichkeit "Indie"? Labrador ist schließlich das absolute Indie-Label.
Ich liebe es, mich unabhängig entfalten zu können. Da ist niemand, der mir reinredet, welche Bands super und welche nicht. Wenn ich mir Musik anhöre, ist es mir natürlich herzlich egal, ob sie auf einem Indie- oder Majorlabel ist. Morrissey zum Beispiel liebe ich über alles. Und der hat ja schließlich schon die ein oder andere Major-veröffentlichung hinter sich.

Wieviele seit ihr bei Labrador? Gibt es eine Hierarchie?
Wir sind 2 1/2. Und es gibt deshalb keine Hierarchie, weil wir uns mit unterschiedlichen Dingen beschäftigen. Ich bin für die Bands und Künstler zuständig, Mattias macht das Artwork, Design, Poster, unsere Website usw. Daneben haben wir noch jemanden, der uns beim Booking und mit dem Shop hilft. Das war es dann auch schon.

Labrador gilt als das nette, sympathische Indie-Pop Label. Habt ihr an dem Image gearbeitet?
Nein, aber es ist schön zu hören, dass wir als nett und sympathisch gelten. Ich hasse die ganze "coolness & coldness" in der Musikwelt. Uns geht es um die Liebe zur Musik und um die Menschen, die sie machen und hören.

Was sind die größten Schwierigkeiten, denen Labrador heutzutage gegenüber steht?

Das gleiche wie immer: die meisten Menschen haben einen grauenhaften Musikgeschmack und kaufen lieber Il Divo und die Kaiser Chiefs statt ingenting oder Irene.

Der Titel der Jubileums-Box ist ziemlich gewagt: "A complete history of popular music". Wie wichtig ist Humor für euch?
Sehr. Aber eher subtil, wenn es um Humor in der Musik geht. Don lennon ist mein absoluter Favorit, wenn es um Humor ind er Kunst geht.

Wenn Labrador mal 50 Jahre feiert, welchen Titel gebt ihr eurer Compilation dann? Was sind eure Zukunftspläne?
Keine Ahnung ... vielleicht "Chart Toppers: 2007 - 2047"? Das wäre ein akkurater Titel. Wir machen einfach weiter wie bisher: nach guter Musik Ausschau halten, die dein leben verändern kann!

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