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Ola Podrida

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Langfristige Planung stinkt und spontane Entscheidungen sind ja oft die besten. Ola Podrida zu veröffentlichen wirkt zumindest, wie eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Da haben die Leute beim Grand Hotel van Cleef wohl nicht lange überlegt. Ein Schnellschuss ist es deswegen nicht geworden – im Gegenteil.
Ola Podrida ist feinste Singer/Songwriter-Musik wie aus dem Lehrbuch. Der Weg dorthin war allerdings ein langer. Schließlich macht David Wingo schon ewig Musik – bisher allerdings immer für Filme. Die Werke „George Washington“ und „All The Real Girls“, bei dem sein Kumpel David Gordon Green Regie führte, sind mit der Musik von Wingo untermalt, diverse andere Projekte ebenfalls. Wenn man berührende Akustik-Mukke machen will, ist das sicher nicht die schlechteste Voraussetzung und tatsächlich könnte auch das Ola Podrida-Debüt ein wunderschöner Soundtrack sein. Zwar klingen die elf Songs nicht wie aus einem Guss, aber eben so, als könnten sie die verschiedensten Szenen eines melancholischen Low Budget-Movies untermalen. Stücke wie „The New Science“ und „Run Off The Road“ werden von der Gitarre dominiert, aber auch von einem sanften Orgelsound getragen. „Instead“ steigert sich langsam und baut immer mehr Atmosphäre auf. Unglaublich wie nah Wingo hier am Mikrofon sitzen muss. So eine Nähe hat ein Album dieses Genres schon lange nicht mehr vermittelt. Bei „Cindy“ stößt man auf einen unerwarteten Gefühlsausbruch, bei dem das Schlagzeug vor sich hineiert und einem die verzerrte Gitarre im Hintergrund viel zu leise vorkommt. Aber vielleicht gehört das so. Denn Ola Podrida Songs leben von kleinen, aber feinen Ideen. Überladen ist die Musik von Wingo nie. Hier werden keine Streicher aufgestapelt, es gibt keine Bläser, die die kleinen Lücken zukleistern, alles ist sparsam aber brillant anrangiert. So wie sich eben berührende Filmmusik anhören sollte. Vorbei ist die Zeit, als der geborene Texaner nicht mehr zur Gitarre greifen wollte, weil seine Ohren nach Ruhe verlangten. Damals jobbte er als Soundmischer für eine Cartoonserie und kümmerte sich vor allem um unnatürliche, nervtötende Geräusche. Heute lebt Wingo in New York und hört hoffentlich nicht so schnell auf Musik zu machen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 46:27 / Singer/Songwriter

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