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Patrick Wolf

The Magic Position

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Am besten man nimmt das ganze nicht allzu ernst, sonst wird man ja wahnsinnig. Patrick Wolf macht jetzt auf Glamour, präsentiert ein buntes, verrücktes Album zwischen Techno und Kirmes. Und knallt uns mal eben das hässlichste Cover aller Zeiten vor den Latz.

Die kleine Diva, das Funkemariechen, Tinkerbelle, der obskure Poplurch. Patrick Wolf hat gehörig einen an der Klatsche. Anders lässt es sich nicht erklären, warum man sich auf einem Kinderkarrussell ablichten lässt und in einem knallroten, hautengen Dress verschroben in die Kamera blickt. Von den goldenen Schühchen wollen wir mal gar nicht reden. Aber wie so oft passt bei Musikern die Form zum Inhalt. Wo das Cover verstört, verstört auch die obskure Mischung der Musik. Vom Instrumenten-Sammelsurium seiner Vorgängeralben "Lycanthropy" und "Wind in the Wires" hat der Engländer sich zwar nicht verabschiedet, wohl aber von einer gewissen Lo-Fi-Ästhetik. Auf "Magic Position" dominiert die ausproduzierte Pop-Hymne. David Bowie und Robert Smith sind die Paten dieses dritten Wolf-Albums. Der Titeltrack "The Magic Position" hat eine wundervolle, akribisch konstruierte Melodie, die man in Zukunft wunderbar auf dem Dancefloor vor sich hinsummen kann. Oder "Bluebells", das mit seinen elektronischen Elementen und dem Feuerwerk (ganz wörtlich zu nehmen) zum besten gehört, was Patrick Wolf in den letzten Jahren zustande gebracht hat. "Magpie" glänzt dann wieder durch eine himmlische Violine und einer Stimmlage und Intonation, die an Joe Strummer erinnert. Verschnaufpause gibt es wenige, Ausfälle auch nur gelegentlich. Dafür ist Wolf ein inzwischen viel zu versierter Künstler. Allein die fehlende Stringenz macht "The Magic Position" zu einem etwas anstrengenden Kunstwerk. Einem Kunstwerk, das sich zwischen Pop-Appeal und Arty-Folk nicht entscheiden mag. Diese Zerrissenheit ist zwar inzwischen Wolf's Markenzeichen. Macht aber an einigen Stellen irgendwie stutzig. Wie bei "Augustine", das aufgesetzt und trotzig klingt. Den Bogen kann der Engländer aber immer wieder spannen - vom Kunst- zum Gesamtkunstwerk. Vom Pop-Clown zum filigranen Genie.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Folk/Pop


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