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Tori Amos

American Doll Posse

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Um ehrlich zu sein: So ganz objektiv wird es mir wohl wieder nicht gelingen, über das neue Tori Amos Album zu schreiben. Zu viel bedeutet mir das Schaffen der Sängerin und Pianistin, als dass ich nüchtern an ihre Stücke herantreten könnte. Von daher, nennt es Selbstkasteiung, ich verzichte auf eine Punktebewertung.
Und versuche mich stattdessen an einer Einordnung von "American Doll Posse" in die bisherige Diskographie der Amerikanerin. Denn als nach einer Durchhänger-Phase und dem Plattenfirmen-Wechsel gleich zwei herausragende Alben folgten, war beinahe abzusehen, dass dieses enorme Niveau nicht mehr ganz zu halten sein könnte. Und so leidet das neue Werk an zwei Punkten: Zum einen mag die Spielzeit von 80 Minuten gut gemeint gewesen sein; wie so oft in diesen Fällen kann der Spannungsbogen aber nicht ganz gehalten werden. Außerdem wirkt zumindest ein kleiner Teil des Materials etwas zu sehr auf simpel bzw. hart rockend getrimmt. Wer die Künstlerin kennt, weiß jedoch, dass genau in diesen Stücken - wie der ersten Single "Big Wheel" - jene kleinen sexy Schmutzigkeiten stecken, mit welchen die 45-jährige auch heute noch dem Hormonspiegel ihrer männlichen Hörerschaft zu schaffen machen dürfte. Und ich merke gerade, wie ich von den angesprochenen Defiziten dieser Platte wieder abrücke. Zumal sich unter den 23 (!) Titeln unter anderem mit "Teenage hustling" oder "Girl disapperaring" genau die Sorte Songs finden lässt, deren Charme man einfach nicht entfliehen kann. Alles in allem fehlt "American Doll Posse" vielleicht allein das ganzheitliche Konzept, weshalb sich der Hörer zwischen Coverartwork, ein paar neuen musikalischen Ufern und den (natürlich) versponnenen Texten zu Recht finden muss. Was ein wenig dauert, jedoch in einem kantigen, einzigartigen Werk resultiert. Tori Amos steht damit weiterhin stellvertretend für eine Kategorie an Populärmusik, welche die für dieses Genre übliche Eingängigkeit mühelos mit songwriterischem Anspruch samt Tiefgang vereint. Und ich freue mich trotz heillos überzogener Preise, ein Ticket für die vierte Reihe auf der kommenden Tour ergattert zu haben.

-- / Spielzeit: 78:55 / Pop

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