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Sparta

Threes

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„Threes“ – oder die Geschichte vom schlafenden Riesen, der endlich (wieder) erwacht ist. Denn mit dem dritten Album holen Sparta endlich das nach, was sie auf den beiden Vorgängern irgendwie vermissen hatten lassen. Das Feuer ist zurück, das Songwriting wurde nahezu perfektioniert und das Potential war ja eh schon immer da.
Die Vorgeschichte ist bekannt: Als sich At The Drive-In nach ihrem Meilenstein „Relationship Of Command“ auflösten und selbst zur Legende machten, hatten die fünf Protagonisten schnell neue Spielwiesen gefunden. Die Wirr- und Wuschelkopffraktion entwickelte ihren Entwurf von Salsa-Progrock mit The Mars Volta, der andere Teil kreierte mit Sparta aus den Ruinen der ehemaligen Band eine solide, aber größtenteils unspektakuläre - fast schon konservativ anmutende - Mischung aus klassischem Emo und Posthardcore. Während das „Debüt“ „Wiretap Scars“ als Probelauf toleriert wurde, konnte der Nachfolger „Porcelain“ zwar an Tiefe, aber auch an Eintönigkeit zulegen. Das Quartett um Hauptsongwriter Jim Ward schien in einer Sackgasse gelandet zu sein und dann wechselte auch noch Paul Hinojos zu den alten Kumpels und stieg bei The Mars Volta ein. Mit Sicherheit ein gewaltiger Schlag ins Gesicht - vor allem für Ward und Schlagzeuger Tony Hajjar – und deshalb umso erstaunlicher, dass sie sich noch einmal gefangen haben. Mehr noch: besser denn je geworden sind. Hajjar hat seine Flucht als Jugendlicher aus dem Libanon in einem Film festgehalten und Ward hat die besten Songs seiner Karriere geschrieben. Zum ersten Mal hat man die Songs ohne Druck entstehen lassen und dann entschieden, welche Richtung sie einzuschlagen haben. Grenzen gibt es deshalb keine, wobei man sich die Ausflüge in U2-Gefilde („Atlas“) und zu offensichtlichen Pop („Translations“) besser hätte sparen sollen. Anyway. Explosive Brocken wie „Untreatable Disease”, „Crawl”, „The Most Vicious Crime” oder die vertonte Kampfansage „Taking Back Control” machen das schnell vergessen. Dazu kommen gelungene Experimente, wie der Akustikstreich „Unstitch Your Mouth” und das fantastische „Weather The Storm“. Die Gitarrenarbeit ist noch fokussierter geworden und der Bass rollt ein ums andere Mal so bedrohlich durch die Gehörgänge, dass man fast ein wenig ängstlich in Richtung Boxen blickt. Was die amerikanischen Fans bereits seit letztem Dezember wissen, kann nun auch in Europa zur Erkenntnis heranreifen: Sparta haben die Kontrolle zurückerlangt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:30 / Postcore

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