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Arctic Monkeys

Favourite Worst Nightmare

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Gerade mal ein Jahr nach ihrem Blitzstart kommen die Arctic Monkeys mit der nächsten Platte um die Ecke und scheinen dennoch nicht müde gleich wieder in den Konkurrenzkampf um die britische Independent-Krone einzusteigen. Zugegeben: Eigentlich ist es nicht besonders kreativ, sich auf dieses Spielchen einzulassen. Aber die Einordnung von "Favourite Worst Nightmare" zwischen die Zweitwerke von Bloc Party und Maximo Park erweist sich als ebenso nahe liegend wie effizient.

Here we go, Schublade auf. Denn wo erstere ihren Horizont auf faszinierende Weise durch neu integrierte Elemente und Songstrukturen erweitert haben, trugen Paul Smith und Konsorten beim Versuch mit dem Kopf durch die Wand zu marschieren zumindest leichte Blessuren davon. Die Arctic Monkeys dagegen machen genau das, was ich ihnen nicht zugetraut hatte. Ein Album nämlich, so gut wie ihr Debüt. Denn wenn alle Prognosen darauf hindeuteten, dass der Überraschungseffekt ihrer ebenso direkten wie verschrobenen Tracks nicht wiederholbar sein dürfte, wird hier mit Vehemenz das Gegenteil bewiesen. Nichts während dieser 37 Minuten klingt dabei zwanghaft überlegt; die Aufregung, die das Debüt begleitete, bleibt dennoch omnipräsent. Wegen der Durchschlagskraft, der Sperrigkeit, der Tanzbarkeit, der gezielt eingesetzten Surf-Gitarren, dem Akzent von Alex Turner… Kurz: Dem weiterhin juvenil-überbordenden Charme der Sheffielder. Womit "Favourite Worst Nightmare" für mich als klarer Gewinner aus dem nicht öffentlich ausgetragenen Rennen um die "Believe The Hype 2007" Trophäe zieht. Die breite Diskussion über den Sound, der doch nur einen Sommer lang ganz oben mitspielte sollte, wurde parallel dazu vertagt. Mindestens bis zur dritten Episode der Arctic Monkeys. Kurze Notiz am Rande: Die Internet-Recherche nach den Lyrics lohnt sich abermals.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Michael Streitberger

Klar eine Neuerfindung war von last years hype #1 nicht zu erwarten, dafür sind sie einfach zu jung und ungestüm – wobei das zweifellos auch ihre Stärken sind. Dafür sind andere zuständig: Bloc Party zum Beispiel und ein bisschen auch Maximo Park, aber diesen Vergleich sollte man sowieso nicht aufmachen. Sackgasse vorprogrammiert. Die Arctic Monkeys müssen nicht an ihrer Innovationsfähigkeit gemessen werden, sondern schlichtweg an ihren Songs. Und die sind auf „Favourite Worst Nightmare“ – da muss man gar nicht lange um den heißen Brei herumreden – etwas einfallslos geraten. Ein wenig klingt das hier wie die Verwurstung der alten B-Seiten. Gute B-Seiten, keine Frage, aber auch nicht so spektakulär, wie man sich den Nachfolger von „Whatever People Say I Am, That's What I'm Not“ gewünscht hätte. Zu sehr orientiert sich so mancher Song am alten Erfolgsrezept: Knackige Riffs treffen auf schnoddrigen Akzent und Post-Teenager-Texte. Man muss ihnen dabei gar nicht vorwerfen, dass sie berechnend vorgegangen sind, aber ein bisschen schablonenartig wirkt „Favourite Worst Nightmare“ schon. Abheben können sich da nur eine Handvoll Glanztaten: Der Smasher „Brianstorm“ natürlich, auch das bisher vielleicht ruhigste Arctic Monkeys-Stück „Only Ones Who Know“ und das sehr sehr hübsche „Do Me A Favour“ mit der überraschenden Wende und dem packenden, spät ausgespielten Trumpf namens Refrain für die Ewigkeit. Ein gutes Album, aber kein überragendes und vor allem kein überraschendes. Da muss nächstes Mal mehr kommen, sonst verglüht dieser Stern schneller, als er am Hype-Himmel aufgetaucht ist.

/ Sebastian Gloser

Spielzeit: 37:40 / Independent





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