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King Khan & The Shrines

What is?!

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Wer dachte, mit dem letzten Album „Mr. Supernatural“ hätte der 1977 in Montreal als Sohn indischer Einwanderer geborene King Khan das Thema Retro ausgereizt, hat sich getäuscht. Und zwar gründlich. Das neue Werk des praktizierenden Voodoo-Anhängers mit vier Praxissemestern im Mohawk-Reservat und neuerdings auch einer eigenen MTV-Show treibt es auf die Spitze. What is?!
Schon der Opener des Albums lässt eigentlich keine Fragen mehr offen. Der Hazelwood-typische Sound, also schön dreckig, fast ein wenig vermixt, aber gerade dadurch nah am Zeitalter in dem Bands wie the Rattles, the Animals oder the Kinks die Charts rockten, passt hier wie die Faust aufs Auge. Übrigens noch mal lesen bitte den letzten Satz und dann sollte die Quote aller, die behaupten, die so genannten „the-Bands“ seien eine Erfindung der neueren Musikgeschichte, auf höchstens unter zehn Prozent sinken. Also etwa vier Jahrzehnte nach der gefühlten Entstehungszeit definieren King Khan & the Shrines den Begriff Retro auf ihre eigene Art und Weise. Da wo in alten Album-Zeiten der Band der 70s Soul regierte und man ob seiner prägnanten Stimme nicht umher kam, ihn gedanklich irgendwie mit James Brown in Verbindung zu bringen, kann man sich jetzt davon wieder distanzieren. 60s Beat heißt die neu Marschrichtung. Weniger bis gar keine Bläser mehr, stattdessen psychedelisch-wummernde Wah-Wah-Gitarren und ein Frontmann, der für manche Stücke sogar richtig singen gelernt hat. Das wird dem Uptempo-Indienerd mindestens genauso gefallen wie dem Althippie, der im Plattenladen seines Vertrauens ab und zu mal bei den Neuerscheinungen zugreift, um bei seinen geschmackssicheren Kindern Eindruck zu machen. Besonders hervorheben möchte ich den sechsten Track „69 Faces of Love“, weil er mich ziemlich an den grandiosen Sampler „this is skateboard music“ (Diggler Records, 2005) erinnert und das grande Finale „the Ballad of Lady Godiva“ - Lou Redd lässt grüßen. Aber auch Freunde frankophiler Musik finden was zum genießen (Tr. 9 „le Fils de Jaques Dutronc“) und wer schon immer mal wissen wollte, wie sich die Blues Brothers auf Speed anhören, dem sei „Let me Holler“ (Tr. 10) empfohlen. Ihr merkt, es geht schön abwechslungsreich zur Sache. Finde ich gut. Mögen viele behaupten, es ist heutzutage besser, weniger Tracks auf ein Album zu nehmen, da je länger die LP umso mehr Möglichkeiten für die Damen und Herren Kritiker, das gute Stück in der Luft zu zerreißen. „What is?!“ beweist das Gegenteil, die 14 Tracks sind ein kurzweiliges Vergnügen. Auch beim zweiten und dritten Anhören.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:58 / Psychedelic Soul

Autor: David Lodhi





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