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Wiley

Playtime Is Over

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In Großbritannien verabschiedet sich diese Musik längst wieder von den Virgin Megastores zurück in die Londoner Suburbs: Doch kurz bevor der Grime-Hype mit der üblichen Verspätung auch bei uns seinen Zenit erreicht, meldet sich der zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwundene MC bzw. Produzent Wiley noch einmal zu Wort.
Und hat diesmal das Zeug dazu, als der quasi-Originator nun auch das letzte Wort zu behalten. Betrachtet er "Playtime Is Over" doch konsequent als sein finales Statement zu dieser Szene (was sich übrigens auch inhaltlich bemerkbar macht) und plant nach Veröffentlichung angeblich komplett von der Bühne zu verschwinden. So lautet zumindest die Theorie. Losgelöst davon steht fest, dass das Material des Londoners so eindrucksvoll ausfällt, dass der Zeitpunkt für einen Rückzug beinahe ein wenig nach Selbsterkenntnis riecht: Es dürfte schwer sein, Effizienz und Intensität der Tracks noch zu toppen. Die Basslinien fahren direkt in die Magengrube; die Raps bleiben eine der charakteristischsten der Szene. Und der Mix aus rudimentärem Synthiegewand, abgefahrenen Soundeffekten und Stolper-Beats war selten packender. Die unterkühlte Atmosphäre strahlt dabei eine eigentümliche Faszination aus. Dass ein Großteil dieses nach wie vor sehr experimentierfreudigen Materials sympathisch verrückt klingt, bleibt einer der zentralen Trademarks. Nicht umsonst findet sich im Wikipedia-Eintrag über Wiley ein eigener Menüpunkt namens "Beefs", welcher die bisherigen Rangeleien mit anderen Künstlern auflistet... Unbenommen bleibt, dass "Playtime Is Over" auf Anhieb derbe und hart klingt; aus dem Ohr wollen die 15 Tracks dennoch keineswegs. Im Gegenteil. Nicht umsonst ist Wiley a.k.a. Eskimo a.k.a. Igloo-Boy nicht nur einer der Mitbegründer dieser überdrehten Spielart; seine Arbeit erst brachte beispielsweise die Roll Deep Crew erst auf den Plan. Und an wen sich der hier vertretene "Letter 2 Dizzee" richtet, muss nicht noch erörtert werden. Fazit: Wenn "Original Pirate Material" der kommerzielle Startschuss für dieses Thema war... "Playtime Is Over" markiert den unüberhörbaren, schrillen Schlusspfiff.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:19 / Grime

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