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Best Fwends

Alphabetically Arranged

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In Texas gibt es bekanntlich nicht besonders viel zu tun. An einem besonders langweiligen Tag begannen Dustin Pilkington und Anthony Davis, mit einem Vierspurgerät herumzuspielen. Was dabei herauskam: „Retarded anti-pop music made by two musicial idiot savants from Texas with a cheap computer” – so die Selbstbeschreibung.
Benutzt wurde hierbei alles, was in einem texanischen Teenagerzimmer so rumliegt: ein Keyboard von Toys R Us oder ein Verzerrerpedal zum Beispiel. Dazu sprangen die Jungs durchs Zimmer und schrieen ziemlich irr. Die Idee ist gut (wenn man bedenkt, womit Jugendliche in der Provinz sonst so ihre Zeit totschlagen). Und die Welt anscheinend bereit: immerhin wurde der erste Song, den Dustin und Anthony als Best Fwends aufnahmen, für einen britischen Bacardi-Werbespot verwendet. Das Debütalbum enthält 34 Stücke, davon keines länger als zwei Minuten. Inzwischen sind Best Fwends zwar 21 und 23 Jahre alt, haben also die Pubertät hinter sich gelassen, doch geändert hat sich seit den Anfängen nur der Ipod, der bei Auftritten als Hintergrundband dient. Der erste Song des Albums heißt „Aaww-some“ und klingt ein bisschen wie die Teenagerversion der frühen Beastie Boys. Doch die Aufmerksamkeitsspanne der heutigen Jugend ist kurz. „Aaww-some“ endet, bevor ein Akklimatisierungsversuch überhaupt erst gestartet werden kann. Die nächsten Stücke heißen „Bedroom Music“, „Diet Coke Head“, „Earth Fwend Fire“ oder „Ninja Turdle“ und springen unkontrolliert hin und her zwischen Schreipunk, völlig wahnsinnigem Elektrogefrickel, HipHop, Reggae, House und fröhlichem Pop. Soweit der verzweifelte Versuch, konventionelle Schubladen zu öffnen. Aber vergessen wir eben genannte Einordnungen – sie sind hier einfach nicht angebracht. Ein Youtube-Video zeigt Best Fwends bei einem Bühnenauftritt in Unterhosen, die Gesichter völlig entstellt durch Klebebänder. Dustin und Anthony toben über die Bühne, brüllen in die Menge, fallen übereinander auf den Boden, drohen zu ersticken. Das Publikum rastet komplett aus. Auch wenn es so wirkt: diese Jungs sind keine Idioten. Sie versuchen schlichtweg, im konservativsten Bundesstaat eines konservativen Landes ein bisschen auszuflippen. Vielleicht ist Provokation in der texanischen Provinz nur möglich, wenn sie derart auf die Spitze getrieben wird, dass sie Angst macht. Um ihre Musik auf Dauer ertragen zu können, muss man Best Fwends als Gesamtprodukt wahrnehmen. Nach einer tieferen Botschaft, die über die pure Provokation hinausgeht, wird man jedoch vergeblich suchen. Laut Dustin beschränken sich die weiteren Pläne von Best Fwends vorerst auf die folgenden: „Now, we seek to travel the world with our obnoxious noise, sleeping in people`s living rooms and on their couches.“ Da möchte man ewig Teenager sein.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:30 / Noise


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