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Meg Baird

Dear Companion

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Es war einmal in einer Zeit in einem fernen Land, nämlich in den 90ern in den USA. Dort trug es sich zu, dass eine Gruppe junger Musiker aufeinander traf, die etwas teilte: eine starke Affinität zur Folkmusik der 60er und 70er Jahre. Also begannen diese Menschen, die alten Folkzeiten wieder aufleben zu lassen. Und weil man für alles und jeden ein Wort erfinden muss, heißt diese Bewegung Neofolk.
Nun befinden wir uns zwar inzwischen im Jahr 2007, doch das Bedürfnis junger Musiker, die Tradition des Folk aufrecht zu erhalten, ist scheinbar immer noch vorhanden. Meg Baird ist – wie auch Joanna Newsom - eine davon. Angefangen hat es für sie 2002 in Philadelphia mit der Gründung des Sextetts Espers, danach entstand das Projekt Baird Sisters. Auf ihrem Solodebüt-Album „Dear Companion“ führt Meg Bairds die Tradition nun konsequent fort. Alte Folk-Klassiker wie „The Cruelty of Barbara Ellen“ oder „Willie O’Winsburg“ hat sie ausgegraben, entstaubt und neu interpretiert. Aber auch ihre eigenen, minimalistischen Stücke hat Meg darunter gemischt. Mittelalterliche Verssprache, Hackbrett, Gitarre und ihre zerbrechliche Stimme erzeugen eine derart märchenhafte Atmosphäre, dass vor dem inneren Auge des Hörers zwangsläufig liebeskranke Ritter und Nymphen in nebelverhangenen Seenlandschaften auftauchen werden. Meg Baird erzählt traumwandlerische Geschichten, die fast immer von Liebe handeln und eigentlich nie ein positives Ende finden. Einzeln sind Megs Lieder wunderbar anrührend, auf Albumlänge jedoch werden sie etwas zu anstrengend. Einen Tick zu beschaulich und nett ist „Dear Companion“ geworden – auch eine Idee weniger Wehleidigkeit wäre nicht verkehrt gewesen. „I ain’t got wings and I can’t fly. So I sit right here in grieve and sorrow. I sit right here until I die” – Worte aus dem finalen Song des Albums. Meg Baird singt sie so herzzerreißend, als hätte ihre letzte Stunde geschlagen. In ihren Eigenkompositionen „Maiden in the Moor Lay“ und „Riverhouse in Tinicum“ beweist sie uns, dass man auch heute noch im alten Stil leiden kann. Von Zeit zu Zeit wünscht man sich beim Hören von „Dear Companion“ einen gutgelaunten Ritter auf einem Pferd herbei, der Meg Baird aus ihrem Turm der ewigen Melancholie befreit. Doch die hebt beschwichtigend die Hände und singt: „I’ll drink nothing but my tears.“

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:46 / Songwriter

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