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Paul McCartney

Memory Almost Full

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Im Gegensatz zu Dylan macht McCartney immernoch nicht den Eindruck, altersweise geworden zu sein. Fehlt eigentlich nur noch, dass sich der Alt-Beatle dem Genre New Rave zuwendet. Soweit ist es Gottseidank noch nicht gekommen.
Knapp vorbei am Zeitgeist schrammt der gute Songwriter immer wieder. Das Dumme ist: er versucht es trotzdem immer wieder. Und landet dabei Semi-Hitalben wie "Chaos and Creation in the Backyard", das vor zwei Jahren für mittelmäßige Furore unter den "Rolling Stone"-Lesern sorgte. Nun also "Memory Almost Full" - das lädt ja geradezu ein zu dämlichen Wortspielen und dicker Häme. So leicht macht es einem McCartney allerdings wieder nicht. Denn das neue Album beinhaltet keinen unsäglichen Super-Hit wie "Hope of Deliverance". Stattdessen gibt es gute, aufgepeppte Hausmannskost. Dicker Hefebrei wird mit chemischen Substanzen gestreckt - McCartney jault gleich mal, er wolle tonight ordentlich dancen. Trotzdem ist der Opener "Dance Tonight" ein geschickter Song. Er bedient sich nämlich nicht der üblichen Klisches, sondern hat, abgesehen vom unsäglichen Text, eine polternde, melodieselige Leichtigkeit, wie man es schon lange nicht mehr aus der Feder McCartneys gehört hat. "Ever Present Past" lässt dann den Zuhörer gar mit offenem Mund staunen. In welchen Jungbrunnen ist der Brite denn da gefallen? Liegt es vielleicht an der Millionenscheidung? Wie zum Trotz gibt sich Macca hier so verspielt wie lange nicht mehr. "Only Mama Knows" ist sein spätes, faltiges "Helter Skelter" (und klingt dabei gar nicht mal so übel wie man erwarten könnte). "You tell me" atmet psychedelische Spät-Hippie-Schwere und im Mittelpunkt "Mr Bellamy" findet McCartney dann zu wahrer Größe. Der Rest: halbgar und arg verspielt. Besser als "Chaos..." ist "Memory almost full" allemal. Ob es als Testament so stehen bleiben darf, sei dahingestellt. Aber der Gute gibt sich fit, was sollen wir da befürchten?

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Rock


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