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Wheat

Everyday I Said A Prayer For Kathy And Made A One Inch Square

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„Wir ließen uns einfach treiben, alles andere war scheißegal“, sagt Brendan Harney, Schlagzeuger von Wheat zur Entstehungsgeschichte seiner Band und selten hat „sich treiben lassen“ besser gepasst als bei einem Album wie „Everyday I Said A Prayer For Kathy And Made A One Inch Square“. Man könnte fast davon ausgehen, dass jeder Song ein first-take ist und das Duo Levesque und Harney nie vorher besprochen hat, in welche Richtung ein Stück zu gehen hat.
Heraus gekommen ist dabei eine der bisher interessantesten Platten des Jahres. Elf Songs, die sich in keine Schublade sperren lassen und bei denen selbst jeder gutgemeinte Vergleich hinkt. Am ehesten kann man sie vielleicht noch ins Umfeld von Barsuk Records stecken, ohne jetzt Parallelen zu Nada Surf oder Death Cab For Cutie ziehen zu wollen. Aber vom Ansatz her klingt das schon ein bisschen als hätte sich Ben Gibbard mit ein paar Nerds im Keller verkrochen, um neben The Postal Service noch ein Nebenprojekt aus der Taufe zu heben. Plus/Minus könnten vielleicht noch eine passende Referenz sein. Indietronic plus Indie minus tronic sozusagen, denn mit warmen, plätschernden Elektrobeats halten sich die beiden Studienfreunde aus Massachusetts nicht auf. Dafür aber mit einer ansprechenden Gitarrenarbeit und jeder Menge kleiner Spielerein. Ergebnis: ein total zerschossenes Werk, das sich trotzdem schön am Stück hören lässt. Geht auch gar nicht anders. Einzelne Songs herauszuheben würde keinen Sinn machen. Höchstens der kleine Popentwurf „I Had Angels Watching Over Me“ lässt sich ausklammern, aber selbst hier wurden noch ein paar Ecken und Kanten eingebaut. „Es ging uns einzig und allein um Magie“, ist noch so ein Satz von Harney. Aber er ist keine leere Hülle. Wheat scheinen sich zuweilen nicht um den Song selbst zu kümmern, sondern vielmehr um Stimmung, um den Moment den er festhält. Und das gelingt ihnen immer wieder auf beeindruckende Weise. Lieder, die zunächst komplex wirken, aber letztendlich einfache Gefühle ausdrücken. Knapp zehn Jahre nach der Bandgründung, einem Rechtsstreit mit dem ehemaligen Label und dem Verlust des zweiten Gitarristen/Sängers besinnen sich Levesque und Harney wieder auf die Anfangstage zurück und machen einfach eins: sich treiben lassen.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:04 / Indie

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