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MISC - Juli 2007 l #01

Briefkasten vs. (Pop Up

the_dead_notes.jpg32-Frames-Per-Second.jpgD3M.jpgHerzstattKommerz.jpgJan_Robel.jpg

diesmal mit:

Dead Notes | 32FramesPerSecond | Der Dritte Mann | The Sea | Jan Robel

Spitzenmäßig: The Dead Notes nennen ihr Debütalbum „Down With Clichés“ (Modernnoise / Cargo Records) und lassen dabei selbst keins aus. Zwölf Songs, die man problemlos in die Punk’n Roll-Schublade stecken kann und die dort auch nie ausbrechen wollen (Ausnahme: die Akustikquotenballade „Take My Hand“). Das ist genauso unterhaltsam, wie auch bodenlos uninspirierend. Tausend Mal gehört, tausend Mal ist nichts passiert. Looks like straighte skandinavische Schule, ist aber leider hörbar aus Deutschland. Altbackene Sing Alongs, nervige Solos und schlimme Songtitel. Ein Album, das nicht mal einen Durchgang Spaß macht. Wie ein schlechter One Night Stand.

Punkrock ist nicht tot! Aber am Stock geht doch so manche Band. Bad Religion zum Beispiel. File under alte Helden, die leider nicht mehr besser werden. Zum Glück gibt es aber auf diesem Sektor ja pausenlos Nachschub. 32FramesPerSecond wollen nämlich ganz offensichtlich die eng gesteckten Genregrenzen auch nicht durchbrechen. Auf „Hit The Ground Running“ (10 Past 10 Records / Rough Trade) gibt es Knüppelpunk vom Feinsten, schön melodiös, vollgepackt mit Sing Alongs und garantiert skateboardtauglich. Macht anfangs sogar richtig Spaß, aber auch nur deswegen, weil man sich höchstens drei von solchen Platten im Jahr anhört. Spätestens in der zweiten Albumhälfte kommt einem alles schwer bekannt vor und die wenigen Zutaten werden wie Totschlagargumente gnadenlos wiederholt. Auch hier gilt wieder: Quantität kann nicht mangelnde Qualität ausgleichen.

Ganz anders sieht das bei Der Dritte Mann aus. Die haben einen Song bei dem es sich anscheinend gleich lohnt ihn dreimal auf eine Scheibe zu pressen. „Slave Of The Robots“ heißt dieser und erscheint als Single über Nois-o-lution. Der Dritte Mann sind eigentlich nur zu zweit und kommen aus Potsdam und Berlin. Zwei gegensätzliche Welten und doch ganz nah beieinander. Und so ähnlich ist das auch mit ihrer Musik. Rio Reiser meets Rock’n Roll. Sinnfreiheit meets Elektro. Oder wie der Berliner TIP bereits schrieb: ein „Bastard aus Fehlfarben und Black Sabbath“. Wie auch immer, die Single ist ein treibender Ohrwurm und offenbart folgende wunderbare Textzeilen: „Wir sind von Robotern entführt / leider haben wir sie selbst programmiert / jetzt hängen wir an Musikmaschinen / und müssen Roboter bedienen.“ Der Song kommt als Radio Edit, Album Version und ziemlich unnötiger 125bpm-Remix daher. Obendrauf gibt es noch die B-Seite „Der weiße Raum“, die allerdings noch nicht wirklich aussagekräftig ist, ob Der Dritte Mann auch auf Albumlänge funktioniert.

Und zu guter letzt noch zwei Sachen, die man auf der (Pop Up in die Hand gedrückt bekommen hat: Von den Hamburgern The Sea gibt es einen ersten Eindruck in Form von drei Songs, die man auch auf deren MySpace-Seite anhören kann. „Let’s Run Away“ ist eine der Singles, die in der fantastischen Herz statt Kommerz-Box enthalten ist und auch die anderen beiden Stücke lassen sich hören. Unter anderem ist da Torben von den Peters dabei, allerdings haben The Sea musikalisch nur wenig mit dessen Hauptband gemein. Hier geht es vielmehr um astreinen (Gitarren)Pop. Kann man gespannt sein, was da noch kommt. Und auch die Demo „Polar City“ von Jan Robel macht Laune auf mehr. Den kann man problemlos in die Singer/Songwriter-Schublade stecken und offensichtlich will er da auch nicht so schnell raus. Und selbst wenn – wir lassen ihn nicht, denn schließlich macht der junge Herr das ganz schön gut. Klingt ein bisschen wie Blumfeld in reduziert, nur dass Robel eben nicht aus der Hansestadt kommt, sondern aus der ostdeutschen Einöde.

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