Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Elvis Perkins

Ash Wednesday

elvisperkins.jpg

Als Sohn eines berühmten Vaters hat man meistens schwer zu kauen: an Selbstzweifeln, an Minderwertigkeitskomplexen, an Erfolgssucht und Erfolglosigkeit. Bei Elvis Perkins liegt der Fall etwas anders. Der hat vor allem an einer fast schon obszön-tragischen Familiengeschichte zu leiden.
Vater Anthony Perkins war zeitlebens bisexueller Leinwandpsychopath, der nach jahrelangem (sogar vor seinen eigenen Kindern) verheimlichten AIDS-Leiden 1990 verstarb. Elvis Perkins Mutter verstarb nun ausgerechnet am 11. September 2001 - sie saß in Flug 11, der ins World Trade Center raste. Es lässt sich also fast erahnen, dass Perkins Debütalbum nicht gerade ein Funpunk-Feuerwerk sein würde. tatsächlich ist es aber ein Folkalbum geworden, dass sich nicht ausschließlich an die eigene Tragik hängt, sondern durchaus eigene Höhenflüge verzeichnen kann. Bloß: wie macht man das, ein Album aufnehmen? Bei einer solchen Tragik auf dem Kerbholz? Elvis Perkins hat es geschafft, "Ash Wednesday" vom Ballast des Namens Perkins zu befreien. Wie aus dem nichts kommt dieses wunderschöne Folkalbum daher (das Perkins im übrigen gar nicht als Folkalbum bezeichnet hört), teilt sich selbst in beschwingte und melancholische Kleinode auf und hinterlässt den Zuhörer zum Schluss ratlos. War das jetzt eines dieser Highlights, die einem erst in der Retrospektive auffallen werden? Womöglich wird sich Perkins erst in ein paar Jahren wirklich als großer Songwriter neben die Namen von Leonard Cohen, Nick Drake, Elliott Smith oder Neil Young eingeritzt haben. Bis dahin ist "Ash Wednesday" das süßeste Songwriter-Versprechen des Jahres.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:51 / Singer/Songwriter


Autor:





ERROR!