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The Seducers
dto.
Bei Freiburg denkt man als nichtgebürtiger Breisgauer
sofort an den gleichnamigen Song von Tocotronic oder
den SC und Volker Finke. Wären die Freiburger The
Seducers Fußballfans, dann hätten sie sich bestimmt
der „Wir-sind-Finke“-Bewegung angeschlossen, die
versucht hatte, den Trainer nach 16 Jahren mit einer
Konterrevolution auf dem Trainerstuhl zu behalten.
Denn auch The Seducers leben ein Stück weit in der
Vergangenheit und schwören auf Althergebrachtes.
Garagenrock, 60s-Beat, Surf. Den Rückpass in die
Musikgeschichte finalisiert das Trio aus (ehemaligen)
Mitgliedern der Leopold Kraus Wellenkapelle, Achtung
Rakete! und dem Liquid Laughter Lounge Quartett
konsequent mit funky Künstlernamen wie Fats Braun,
Chad Sed und Johnny Weiss. Dabei lässt sich für den
Sound der Seducers (zu deutsch: die Verführer) mit
Mando Diao zu Zeiten von „Bring Em In“ auch ein
moderner Pate finden. Die neun Songs, die in nicht
einmal 27 Minuten durch die Boxen rumpeln, sind nur
nicht so notgeil auf Major getrimmt. Stattdessen
grätscht bei „Hurt Me Baby“ die Mundharmonika mit
extra viel Spucke dazwischen und bei „Break It Up“
haut zusätzlich Torpedo Tom als Gast in die Tasten. Da
macht es auch nichts, dass sich die Seducers mit
08/15-Geschrammel von geiler Hookline zu noch geilerer
Hookline hangeln (man höre „Make Her Mine“) und sowohl
stimmlich als auch textlich an ihre Grenzen stoßen.
Wie das eben so war, damals. Nein, hier kommt auch
eine Menge zwischen den Zeilen rüber: Nämlich
herzerfrischender Do-It-Yourself-Charme, sexy
Punkattitüde und das feucht-fröhliche Abfeiern einer
Dekade, in der Musik noch nicht auf digitale
Müllhalden wie dem iPod dahinvegetierte. Denn das
gleichnamige Debüt der Seducers erscheint im
praktischen Package für Plattenspieler und CD-Fresser.
Einen Extrapunkt dafür, einen für erahnbare
Livequalitäten und fünf für die Musik.
/ Spielzeit: 26:28 Minuten
/ Garagerock