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Caribou

Andorra

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Eines ist sicher: In Zeiten von web 2.0 & Co. können sich nicht einmal die größten Nerds unbemerkt hinter ihren Aufnahmegeräten verschanzen. In diesem Fall haben City Slang Dan Snaith aka Caribou hinterm Ofen, vielmehr Laptop hervorgezogen und stellen ihn nun der Öffentlichkeit vor. „Andorra“ ist der Name der Platte und die ist ganz schön gut. Entspannt und trotzdem immer aufregend.
Was vor allem daran liegt, dass Dan Snaith eigentlich zu viele Ideen für neun Songs in petto hat. Das wirkt manchmal geradezu verschwenderisch, wie der Tausendsassa mit seinen Einfällen um sich wirft. Einordnen kann man das musikalisch relativ gut: Hier regiert der Indiepop, schwer elektronisch angehaucht, was natürlich sofort einige Assoziationen weckt: The Postal Service, Sufjan Stevens fallen einem auf Anhieb ein, wobei es bei Caribou sicher nicht darum geht von hervorragenden Künstlern gut zu kopieren, sondern schlichtweg darum den eigenen Pop-Entwurf vorzustellen. „Andorra“ ist nicht das erste Werk des Kanadiers mit Wohnsitz in London und Doktortitel in Sachen Mathematik, aber es ist wahrscheinlich die erste Platte, die auch in Deutschland flächendeckend Aufmerksamkeit bekommen wird. Zurecht, denn zu der Musik von Herrn Snaith geht so einiges: Träumen, raven, kuscheln, im Gras liegen, im Flugzeug sitzen, Videoanimationen basteln, einschlafen, aufwachen und bestimmt auch prima kiffen. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass hier ein nüchterner Mathematiker am Werk ist, dafür ist „Andorra“ zu emotional aufgeladen. Songs wie „Melody Day“ oder „Desiree“ transportieren so viel Stimmung, dass man dem Album die vielen Bastelstunden gar nicht anhört. Zudem hat Snaith seit Jahren angeblich eine umwerfende Live-Band, zwei Drummer und jede Menge Visuals, die seine Musik sicherlich noch besser zur Geltung bringen. Und wahrscheinlich verzaubert einen „Andorra“ erst dann richtig, wenn man dieses Spektakel einmal live umgesetzt gesehen hat. So gehen einem nicht alle Nummern auf dem Album richtig nahe. Dafür verstecken sich mit „Irene“ und vor allem mit „Niobe“ vielleicht die besten Songs am Ende der Platte. Eine wunderbare sommerliche Zusammenstellung sowohl für den Park, als für den Club. Wer sich schon einmal eingängig mit Künstlern aus dem Hause Morr Music beschäftigt hat, wird sich auf „Andorra“ schnell zurecht finden und sich bestimmt schon bald zuhause fühlen. Dan Snaith ist ein verspieltes, detailreiches Album gelungen, in das man sich hineindenken- und steigern kann, aber nicht muss und das sind doch immer die angenehmsten Werke.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:01 / Indietronic

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