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Fantasy Filmfest 2007 - Teil 4

mit: Edmond | An American Crime | Shadow Boxer | Free Jimmy

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Edmond
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Das darf man ruhig eine erstaunliche Kombination nennen: Re-Animator Horrorlegende Stuart Gordon verfilmt eine Vorlage des Pulitzerpreisgewinners und zweifachen Oscaranwärters David Mamet. Was kommt als nächstes? Dass der Braindead-Regisseur einen der erfolgreichsten Filme aller Zeiten dreht? Oder die Evil-Dead-Regielegende Hollywoods Comic-Mainstream revolutioniert? Doch zurück zum Thema: Edmond ist ein thinking's-man „Falling Down": ein biederer, braver Bürger, konfrontiert mit den Enttäuschungen seines Lebens und dem Scheitern seiner Wünsche steigt in die Hölle seiner selbst ab. Wie bei Mamet üblich wird das in Dialoge verpackt, die auf einer Theaterbühne besser ausgehoben werden. Gordon steuert lediglich ein, zwei kleine Blutspritzer zu dieser Story bei. Edmond ist mehr Mamet als Gordon, wenn man so will und damit ein interessanter, fordernder Film auf einem durchaus hohen intellektuellen Niveau: eine ungewöhnliche Wahl für das Fantasy Film Fest. (Christian Ihle)

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An American Crime |

Ohne Zweifel einer der Höhepunkte des diesjährigen Festivals. Eine beklemmende Studie über die Massenfaszination von Gewalt, des Wegschauens, des Gruppenzwangs und kaum nachvollziehbarer Gewalteruption eines Jedermanns, die auf einer wahren Geschichte beruht. Die hervorragende Catherine Keener in einer White-Trash-Paraderolle wird nur noch von Hauptdarstellerin Ellen Page, der besten jungen Schauspielerin des Jetzt übertroffen, die nach „Hard Candy" und „The Tracey Fragments" bereits die dritte Tour de Force in Folge auf die Leinwand bringt. „An American Crime“ ist nie spekulativ oder exploitativ und nur für kurze Momente klischeehaft, stattdessen zum größten Teil erschreckend, aufreibend und beklemmend. Ein wichtiger Film, der zudem mit darstellerischen Glanzleistungen punktet.(Christian Ihle)

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Shadow Boxer |

Die hervorragende Besetzung (mit den beiden Oscarpreisträgern Cuba Gooding Jr. (toll!) und Helen Mirren) kann leider nicht darüber hinwegtrösten, dass sich der Debütfilm von Lee Daniels nie entscheiden kann, ob er nun schwarze Komödie, Drama oder Auftragskillerthriller sein möchte. In dem überraschend freizügigen Hochglanzkrimi zeigen die Akteure nicht nur Genital, sondern auch Herz und Witz, doch spritzig wirkt „Shadow Boxer“ trotz allem nie. Daniels debütiert mit keinem schlechten und in Teilen durchaus sehr unterhaltsamen Film, der aber das nagende Gefühl hinterlässt, in ihm würde entweder ein hervorragender Auftragskillerthriller, ein ungewöhnliches Krebsdrama oder eine amüsante schwarze Komödie stecken – aber eben nicht alles auf einmal … (Christian Ihle)

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Free Jimmy |
Auf dem Animationsfilmfestival in Annecy hat „Free Jimmy“ bereits den Titel „Bester Film“ abgeräumt – da ist die Erwartungshaltung natürlich hoch. Und enttäuscht wird man sicher nicht, auch wenn der Plot etwas besser gestaltet hätte werden können und das Ende fast ein bisschen mager daherkommt. Ansonsten bleibt aber kein Auge trocken, denn die Story ist natürlich schon ein Knaller. Im Zentrum steht der Zirkuselefant Jimmy, der seit Jahren ein Leben als Junkie zwischen Uppern und Downern führt. Als ihm eines Tages die Flucht gelingt, beginnt der große Spaß, denn logischerweise sind nicht nur seine „Besitzer“ hinter ihm her. Da gibt es die radikalen Tierschützer, die wunderbar getroffen sind und bei denen kein Klischee ausgelassen wird. Da gibt es eine Gruppe Großwildjäger, die gerne Jimmys morsches Elfenbein an der heimischen Wand hätten und die Mafia ist natürlich auch noch am Start – denn schließlich funktioniert Jimmy nebenbei noch als perfekter, aber unfreiwilliger Drogenkurier. Daraus lässt sich natürlich ein ordentlicher Spaß entwickeln. Sollte man gesehen haben. (Sebastian Gloser)

Fotos: Pressefreigaben


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