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Minus The Bear

Planet Of Ice

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Die Formel trifft sicherlich nicht immer zu, aber sie ist ein guter Anhaltspunkt: Hochwertige Musik lässt sich nicht so einfach in Schubladen stecken. Natürlich gibt es wunderbare Genrealben, aber die interessantesten waren doch schon immer die Grenzgänger. Minus The Bear reißen spätestens mit ihrem dritten Album „Planet Of Ice“ so manche Schranke ein und preschen mit einer wahnwitzigen Mixtur in unsere Gehörgänge.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Bands will die Musik von Minus The Bear da auch nicht so schnell wieder raus. Ganz im Gegenteil, denn die zehn neuen Songs biegen langsam aber ausdauernd um jede noch so kleine Gehirnwindung, bis sich „Planet Of Ice“ ganz tief drin festgesetzt hat. Wirkt die unterkühlte Atmosphäre zunächst noch undurchdringbar, wird nach und nach jede dieser gefühlten hundert Schichten freigelegt. Plötzlich erscheint der spacige, kristallklare Sound dann ganz nah und warm und der Eisplanet verwandelt sich in eine rot glühende Kugel. Und genau das macht dieses Werk aus: das Wechselspiel zwischen wilden, feurigen Momenten und ruhigen, treibenden Strukturen. „Planet Of Ice“ ist mutig und experimentell, genauso aber auch eingängig. Stilrichtungen kann man zahlreiche ausmachen und sie gehen nahtlos ineinander über: Progressive, Ambientrock, Krautrock, Psychedelic, Posthardcore und immer wieder Pop in ganz großen Buchstaben. Minus The Bear begehen nie den Fehler sich in ihren komplexen, aufwendigen Gebilden zu verlieren. Obwohl die Zutaten anderes vermuten lassen: die fünf Herren aus Seattle durchbrechen nur selten die Vier-Minuten-Grenze. Soli werden oft nur angedeutet und nicht bis zum Erbrechen ausgekostet, der Song steht im Vordergrund. Da wo The Mars Volta in die Unendlichkeit galoppieren würden, ziehen Minus The Bear rechtzeitig die Reißleine. Eine der wenigen Ausnahmen stellt das abschließende, knapp neunminütige „Lotus“ dar, welches seine Wirkung dann aber zu keiner Sekunde verfehlt. Wäre der Begriff „Crossover“ nicht schon so negativ besetzt, könnte das hier die Definition davon sein. Zehn Songs und kein Ausfall darunter. Ausproduziert und dennoch mit so vielen Ecken, Kanten und Details ausgestattet, dass es nie langweilig wird. Nah dran an perfekt und würde es vielleicht noch ein paar mehr herausstechende Momente geben, hätte es wohl Höchstnoten gehagelt.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 48:03 / Experimental Rock

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