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Vic Chesnutt

North Star Deserter

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Vic Chesnutt trifft Thee Silver Mt. Zion, Godspeed You! Black Emperor sowie einen gewissen Guy Picciotto. Und spielt gemeinsam mit ihnen und weiteren Gästen sein ohne jede Diskussion bestes Album ein.
Für dessen Zustandekommen außerdem insbesondere Filmemacher Jem Cohen zentral verantwortlich war. Letzterer aber nicht - wie im Falle Fugazi - "nur" als audiovisueller Sammler im Hintergrund, sondern vielmehr als Arrangeur: So brachte der New Yorker, selbst großer Fan Chesnutts', zu Beginn der unter seiner Supervision entstandenen Aufnahmen die beteiligten Künstler überhaupt erst zusammen. Und hinterließ zum Schluss, nach vollbrachter Arbeit, mit Linernotes und Artwork weitere Spuren. Um Missverständnissen vorzubeugen: "North Star Deserter" haftet nicht ein Hauch "Projektcharakter" an. Das Material trägt die persönliche Note des Protagonisten wie kaum eines seiner Werke zuvor. Schließlich stellt es für den 1964 in Jacksonville geborenen Singer-Songwriter an sich keine Besonderheit dar, mit (für sein angestammtes Genre) unüblichen Partner zu kollaborieren. So gab es in der Vergangenheit unter anderem eine Platte mit den Jamrockern von Widespread Panic (unter dem Titel "Brute"). Doch wie die Zusammenarbeiten auch aussehen mögen: Spätestens durch seine beschwörende Stimme - die immer wieder Vergleiche zu Lampchop provoziert (welche übrigens ebenfalls bereits Kollaborationspartner des körperbehinderten Musikers waren) - verleiht er den beinahe surrealen Songbauten Tiefe. Die in ihrer spröden, analogen Direktheit bzw. erbarmungslosen Offenheit jedoch auch alleine bzw. im Rohbau bestehen könnten. Nicht zuletzt deswegen, weil sich Chesnutt niemals in Effekthascherei verliert. "North Star Deserter" funktioniert vielmehr in ähnlich subtiler Art und Weise, wie die anderen Künstler des feinen Indielabels Constellation ihren Kompositionen Dramatik verleihen: Mit beinahe spiritueller Tiefe, reduzierten Arrangements sowie Akzenten zwischen Harmonie und Sperrigkeit. Unglaublich groß.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 57:07 / Singer-Songwriter

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