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Menomena

Friend Or Foe

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Beinahe hätte die aktuelle Spex diese kleine Lobeshymne noch gekippt. „Scheinkomplexer Artrock“, wahlweise auch „Schnuckel-Indie“, sei die Musik von Menomena, wird da geschrieben. Außerdem „todlangweilig“ und „in Schönheit sterbend“. Dagegen muss man erstmal aufbegehren, wenn man ebenso behauptet, sich durchaus ernsthaft mit der Materie auseinander zu setzten.
Dabei packt „Friend And Foe“ eben gerade nicht den Feullietonisten, sondern den Fan, den Nerd bei den Eiern. Es ist, wie der Titel (und auch die Spex zwischen den Zeilen) schon sagt, eine Hassliebe, die man schon nach kurzer Zeit zu dem Album der Band aus Portland aufbaut. Auf der einen Seite liegt man Menomena für ihren D.I.Y.-Ansatz, ihren Ideen-Auflauf und ihre rumpelige Spielart mit Höchstschwierigkeitsgrad sofort zu Füßen. Edit: In seinem Gestus kann diese Musik nie und nimmer Artrock sein. Klar werden sofort die Flaming Lips ins Spiel gebracht, nach dem obligatorischen Absurfen von Myspace und Youtube hat man außerdem die jungen Supergrass und noch jüngeren Weezer vor dem geistigen Auge. Menomena müssen Spinner sein, Nerds, Fans der Muppet Show sowieso. Edit Zwei: Diese Musik muss mit viel Herz- und wahrscheinlich auch richtigem Blut in irgendeiner Garage in Portland zusammengeschraubt worden sein. Gitarrist Brent Knopf hat für die Aufnahmesessions sogar ein auf Loops basierendes Audiotool namens Deeler programmiert – Nerdfaktor Zehn. Uns soll es recht sein, wenn dieser Deeler Stücke wie das hymnisch stolpernde „Muscle'n Flo“, das auf Glockenspiel tänzelnde „Wet & Rusting“ oder das vom Saxophon notdürftig zusammengehaltene „Weird“ ausspuckt, die herrlicherweise trotz Hitfaktor in der Indiedisko so gar nicht unterzubringen sind. Edit Drei: Warum ist diese Band eigentlich nicht auf Sub Pop? „Rotten Hell“ empfiehlt sich mit großer Pop-Geste und noch größerem Musikvideo wiederum für den Titel der Durchhaltehymne im Sommer 2007: „Wading through this mess together / hand in hand, shoulder to shoulder / some may stumble, some may fall behind.“ So etwas spukt einem länger im Hirn. Auf der anderen Seite treibt es das Trio an manchen Stellen tatsächlich etwas zu weit mit ihren überbordenden, musikalischen Hirngespinsten. Das merkt man spätestens live, wo Menomena es nicht schaffen ihr kleines Monster von einem Album vollwertig auf die Bühne zu bringen. Und für ein wahres Meisterwerk geht dem Album gegen Ende doch etwas zu sehr die Puste, respektive die Ideen, aus. Doch, Schluss damit: Hier tippt der Bauch und nicht der Geist. Ende einer Lobeshymne.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:50 / Indie-Rock

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