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Genepool

Sendung / Signale

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Zugegeben der Albumtitel ist etwas verwirrend. Denn Genepool haben auch auf dem neuen Album nichts mit Deutschrock am Hut und auch nicht mit komplexen Postrock à la Sinnbus Records, denn dorthin hätte man den Titel noch am ehesten verortet. Genepool sind immer noch der deutsche Gegenentwurf zu den Desert Sessions nur mit mehr Bandcharakter und vielleicht noch ein Stück düsterer.
Der Track „Berlin By Night“ hätte sich bei der Namensgebung sicherlich auch gut gemacht. Zwar haben die zwölf Songs insgesamt wohl wenig mit der deutschen Hauptstadt zu tun, dafür umso mehr mit nächtlicher Atmosphäre. Dunkel rollt der Bass durch die Songs und das tiefe Organ von Jack Letten (auch Smoke Blow) tut sein übriges. Dazu die humorlose Produktion und Gesamtkonzeption von Guido Lucas (auch Scumbucket) im bluBox Studio und die Information, dass diese Platte vor allem in nächtlichen Aufnahmesessions entstanden ist. Düster, kühl und auch mal bedrohlich sind deshalb die vorherrschenden Stimmungslagen. Und auch wenn nach wie vor die Gitarren die Musik von Genepool dominieren, haben auf „Sendung / Signale“ jede Menge Elektronik und technische Spielerein ihren Einzug gefunden. Das macht sich vor allem zur Albumhälfte bemerkbar, wenn sich Discopunk und Zitate aus den 70ern und 80ern munter unter die Songs mischen. „Killer Bee“ kommt einem vor wie ein alter Vertrauter und auch bei „Zombie Of Love“ wird man das Gefühl nicht los, dass man den Song schon irgendwo mal gehört hat. Im positiven Sinne aber. Beim Titelsong und dem Überhit „Just A Dream“ zeigen die Herren allerdings, dass sie nach wie vor munter drauf losrocken können. Mit Gitarrenbreitseiten raus aus der Zitathölle. Wirkt fast ein wenig befreiend. Und gerade dieser Gegensatz zeigt die Zerrissenheit von „Sendung / Signale“ auf. Das Album hätte ein fantastisches Powerpop/Rock’n’Roll-Album werden können, doch der Anspruch war ein höherer. Der Versuch die Musik von Kraftwerk, Bauhaus, Sisters of Mercy und Gang Of Four zu mischen und ins Hier und Jetzt zu transportieren ist nicht vollständig gelungen. Eine schöne Referenz an vergangene Jahrzehnte und Musikrichtungen ist es dennoch geworden und mehr Charakter als diverse Post/Wave-Punk Platten der letzten Jahre hat man eh zu bieten. Weil die knapp 40 Minuten mit jedem Durchgang zulegen, liegt die Vermutung nahe, dass einem „Sendung / Signale“ in einem Jahr vielleicht sogar noch besser gefällt als zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:14 / Wavepunkpop

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